Umbauten sind die ideale Möglichkeit, das vorhandene, zuweilen starre Korsett der eigenen vier Wände aufzubrechen und mit neuen Raumwirkungen zu experimentieren. Das kann schon mit clever umgesetzten Details funktionieren.
On top
Der außergewöhnliche Dachaufbau in der Stuttgarter Innenstadt entstand aus dem Zwiespalt heraus, dass das Dach des Gründerzeithauses leck war, der Eigentümergesellschaft jedoch das Geld zur Reparatur fehlte. Makler Marcus Steiner und sein ehemaliger Studienkollege Florian Danner vom Büro Danner Yildiz Architekten boten ihnen an, das Dach zu sanieren, wenn sie im Gegenzug Besitzer des entstehenden Wohnraums werden würden. Statt lediglich ein profanes neues Dach aufzusetzen schufen sie zwei Etagen, die innen wie außen von abgerundeten und fließend ineinander übergehenden Formen leben. Realisieren konnten sie diesen Traum in Weiß, dessen weiteres Highlight der Blick über die Dächer der Stadt ist, durch den Einsatz innovativer Materialien wie der Bodenspachtelmasse "ServoArt CeFlo" von Kiesel Bauchemie.
Krönender Abschluss
Architekt Gerd Meindl war schon vorher für sein behutsames und ortsbildverträgliches Händchen bei Sanierungen bekannt. Mit dem Umbau des ehemaligen Kornspeichers zur Erweiterung einer Raiffeisenbank knüpfte er daran nicht nur an, sondern konnte hier auch die Dachverglasung verwirklichen, die ihm schon für frühere Projekte vorschwebte. Was bisher an zu teuren Spezialkonstruktionen scheiterte, wurde nun durch das "Modulare Oberlicht-System" von Velux möglich. Ein neues Konzept, das der Hersteller zusammen mit dem bekannten Architekturbüro Foster + Partners entwickelte und das zum Zeitpunkt des Umbaus gerade kurz vor der Markteinführung stand. Über ein etwa 3 m langes Sattel-Lichtband entlang des Firsts flutet dank der erschwinglichen Neuentwicklung heute neben Tageslicht auch ausreichend Luft den darunter liegenden Raum, denn die beiden mittigen Flügel lassen sich zum Lüften und als Rauchabzug motorisch öffnen. Eine elegante Variante für viel Licht und Luft im Haus, die zudem so unkompliziert eingebaut wird wie normale Dachflächenfenster.
Unkomplizierter Weg hinauf
Wohnungen in Altbauten sind begehrt, denn ihr Charme mit Stuck oder den hohen Decken ist unverkennbar. Wenn solche Gebäude dann um eine moderne Penthousewohnung erweitert werden, sind diese meist das Tüpfelchen auf dem "i". Allerdings ergibt such aus der Raumhöhe von historischen Gebäuden ein Problem, das sich mit jedem Geschoss vergrößert und somit gerade die obersten Etagen betrifft, selbst wenn diese neu und modern sind: der längere Weg hinauf. Die Stufen mit meist umständlich zu laufendem Schrittmaß tun ihr Übriges, solche Wohnungen für die Generation 50plus unattraktiv zu machen. Warum dann nicht einen Aufzug einbauen oder nachrüsten? So geschehen bei einem Projekt in Kiel. Zwar war die Straßenfassade ungeeignet, aber im Innenhof gab es genug Platz für den Seilaufzug "MonoSpace" von Kone. Das Treppenproblem wurde damit ganz schnell zur Nebensache. Praktisch auch für jüngere Bewohner mit Kind, wenn es darum geht, schwere Dinge wie den Einkauf oder den Kinderwagen zu transportieren. Ein weiterer Punkt ist die Sicherheit, denn nur mit Keycard hält die Kabine auch auf der Wohnebene.
Viel mehr als nur Raumübergänge
Früher war es durchaus üblich Türen schlichtweg mit zu tapezieren, um ein komplett einheitliches - und wie man meinte - harmonisch wirkendes Raumbild zu schaffen. Dass Besucher die Tür dann schlichtweg einfach nicht fanden, ist nur eine Kehrseite der Medaille. Heute gibt es glücklicherweise gänzlich andere Varianten, Türelemente ins Gesamtbild eines Raums zu integrieren, wobei sie hierbei nicht mehr zwingend zurückhaltenden Charakter einnehmen, sondern teilweise sogar zum gestalterischen Highlight werden. Ihre regelrechte Neuentdeckung als Designelement verdanken die Übergänge den neuen Möglichkeiten seitens der Hersteller. Egal, ob es um den Einbau geht, der mit hervorstehender oder übergangsloser Zarge möglich ist, den Schließmechanismus via Magnetfallenschloss zum lautlosen Öffnen und Schließen der Tür und im Besonderen natürlich auch die Materialien und ihre Herkunft. Für Letzteres ist das Modell "Struktura Crackeiche" von Jeld-Wen ein gutes Beispiel, denn mittels Spazialverfahren wird die Tür aus Abfallholz gefertigt. Das Modell "Perspektiv" des Herstellers punktet mit einer Materialkombination aus Holz und Plexiglas. Eine geschickte Idee, denn so bekommt das eigentlich massive Material einen Hauch von Transparenz und spielt selbst in den dunkelsten Räumen mit spannenden Lichteffekten. Wenn Ihr Eure Räume also als langweilig empfindet und mit einem Umbau liebäugelt, vielleicht tauscht ihr zuerst einfach mal die Türen aus?
Weitblick
So gelungen kann es aussehen, wenn man sich mehr Wohnraum wünscht und dafür sein Haus um einen Anbau ergänzt. Der moderne Kubus sollte ein bewusster Kontrast zu dem bereits in die Jahre gekommenen Satteldachhaus sein. Das ist er auch geworden - und das innerhalb von nur viereinhalb Monaten. Die zwei Etagen sind zur Aussichtsseite komplett verglast, was die Andersartigkeit zum Bestandsgebäude noch einmal unterstreicht, viel Licht ins Innere transportiert und traumhafte Ausblicke gewährt. Um den nahtlosen Übergang nicht zu stören, ist sogar die Brüstung der Loggia als Glaselement realisiert worden. Die großen Hebe-Schiebe-Türelemente von Kneer-Südfenster fügen sich bestens in das Konzept ein, indem sie verdeckt liegend und nahezu schwellenlos eingebaut wurden.
Erschließung neuer (T)Räume
Es gibt vielfältige Gründe mehr Raum schaffen zu wollen. Egal ob Nachwuchs auf dem Weg ist oder sich nur das Hobby weiter ausdehnt. Am nächstliegenden ist dann entweder ein Dachausbau oder - vorausgesetzt die Raumhöhe erlaubt es - das Einziehen einer zusätzlichen (Galerie-)Ebene. Letzteres ist besonders bei Altbauten eine doppelt wirksame Alternative, da in den hohen Räumen viel Wärme verloren geht. In den seltensten Fällen gibt es jedoch die Möglichkeit, den neu gewonnenen Raum an eine vorhandene Treppe anschließen zu können. Wie kommt man also nach "oben", ohne wertvolle Quadratmeter für die Erschließung zu investieren? "Raumspartreppe" heißt hier seit Jahrzehnten das Zauberwort. Wer jetzt an die quietschenden und unschönen Modelle denkt, die schieb- oder klappbar und zudem meist ohne Geländer waren, liegt komplett falsch. Hier hat sich in den letzten Jahren viel getan, insbesondere was das Design angeht, wie man zum Beispiel beim Hersteller Fuchs-Treppen sieht. Handlauf und Geländer sind in Farbe, Form und Material so individuell kombinierbar, dass sie harmonisch auf jede Raumsituation abgestimmt werden können. Besonders beliebt ist die Verbindung von Stahltreppe und Holzstufen, denn während der Stahl filigran und elegant wirkt, vermittelt das Holz einen warmen Charakter. An die versetzten Stufen muss man sich allerdings nach wie vor erst gewöhnen.
Gekonnt in Szene gesetzt
Bei Renovierungsarbeiten kommen manchmal die seltsamsten Dinge zutage. In diesem eleganten Gästebad - einem Gemeinschaftsprojekt der Dortmunder Badplaner Steinrücke, die zur Qualitätsmarke "Aqua Cultura" gehören, und der Bauplanungsgesellschaft Artifex - war es eine rustikale Bruchsteinmauer originaler Bausubstanz, die die Vorbesitzer hinter Trockenbauwänden verborgen hatten. Die Kombination aus speziell geölten Landhausdielen auf dem Boden und den unregelmäßigen sandfarbenen Steinen der Wände bildet einen gelungenen Kontrast zu den modernen Sanitäranlagen. Das Waschbecken von Alape mit der frei stehenden Vola-Armatur wirkt dabei auf der maßgefertigten Säule so inszeniert wie eine Kunstplastik und die raffinierte Beleuchtung tut ihr Übriges zur stilvoll abgestimmten Wirkung.
Der Schein trügt
Besonders für die maurische Architektur sind die bunten Fliesen mit den verspielten Mustern auf Böden und Wänden charakteristisch. Momentan erleben sie ein Revival, denn ihre Optik ist nicht nur ausgefallen, sie sind - wie Fliesen allgemein - sehr robust und durch ihr Mini-Format lassen sich sogar die kleinsten Räume wirkungsvoll verschönern. Die abriebfesten Zementfliesen von Casa:1 (Bild links) werden in der Manufaktur in Andalusien noch in traditioneller Handarbeit nach einem mehr als 200 Jahre alten Handwerksverfahren gefertigt - und das ausschließlich aus regionalen Materialien. Den Outdoorbereich können Steinzeug-Keramikfliesen des Herstellers Golem (Bild rechts) verschönern: Sie werden bei sehr hoher Temperatur gebrannt und sind daher auch vor intensiver Beanspruchung, Nässe und Frost geschützt. Die Jugendstil- und Art-déco-Reihen orientieren sich dabei nicht nur mit ihren Motiven an historischen Vorbildern, sie werden ebenso aufwendig und originalgetreu hergestellt wie vor über 100 Jahren.
Erschienen in "casamia 3/2013"
Mit freundlicher Genehmigung von casamia