... zur Mutter-Kind-Kur in Sellin auf Rügen.

Wir wissen es alle, im Alltag bleibt doch vieles auf der Strecke was wir uns vornehmen. Allem voran: Zeit für einen selbst und die Gesundheit. Also dachte ich eine Mutter-Kind-Kur wäre eine gute Idee. Prinzipiell war es das auch, nur leider mussten wir abbrechen... 

Ich mache zwar regelmäßig Sport, trotzdem tragen der sitzende Job und andere Faktoren nicht gerade dazu bei, dass sich mein Rücken erholt. Und unsere kleine Maus hat auch immer wieder mit Atemwegsinfekten zu kämpfen. Weil ich von Freunden viel Gutes davon gehört habe, beantragte ich beim Hausarzt im Februar eine Mutter-Kind-Kur. Das funktionierte auch relativ reibungslos, die Krankenkasse genehmigte mir die Kur auf Anhieb und das auch recht schnell. Die Zusage kam Mitte März. Nachdem die Genehmigung vorlag klärte ich im April mit der Krankenkasse bzw. dem Kurträger - in diesem Fall die Arbeitsgemeinschaft Eltern & Kind Kliniken - welche Kureinrichtungen aus dem Portfolio für uns in Frage kommen würden. Das hingegen war recht aufwendig, weil ich mehrfach bei der Buchungshotline anrufen musste und dort bis zu 10 Minuten in der Warteschleife hing. Vorgeschlagen wurden uns dann insgesamt drei Einrichtungen, die zu unserem Schwerpunkt passten: zwei in Bayern und eine in Sellin auf Rügen. Der zeitliche Spielraum war allerdings wirklich sehr begrenzt. Konkret heißt das, ich war Mitte April in der Abstimmung für Termine ab frühestens Ende Oktober. Vorher war bereits alles voll, egal bei welcher Einrichtung. Und die Kostenzusage meiner Krankenkasse besagte, dass ich die Maßnahme bis Mitte Dezember antreten müsste. Also hieß es in den sauren Apfel beißen und die Kur zum für mich gruseligsten Zeitraum im Jahr antreten zu müssen, im November. 


Tipp
Wenn ihr eine Kur machen wollt, plant genug Zeit ein für Termin(e) beim Hausarzt, Schriftkram (Beantragung, Genehmigung, gg. Widerspruch), Auswahl der Einrichtung und letztendlich der Buchung. Wenn ihr eine Wunsch-Einrichtung habt, fragt hier ggf. vorher an wie die Auslastung ist und beantragte erst dann die Kur bei eurer Krankenkasse, so könnt ihr ggf. eher den Zeitraum beeinflussen wann ihr die Kur antreten wollt. Außerdem wird eine Kur zwar grundlegend von den Krankenkassen bezahlt, inklusive Erstattung der Fahrtkosten, man hat aber einen Eigenanteil von 10 € pro Tag, was für drei Wochen 220 € macht. Eine Kur ist also nicht gänzlich umsonst.


Es geht los

Nachdem ich mich für die Einrichtung in Sellin entschieden hatte, bekam ich von der Kureinrichtung auch recht schnell die Bestätigung und detaillierte Infos, was wir für den Kuraufenthalt benötigen und mitbringen müssten. Inklusive Packzettel. Das war gut, weil einiges musste man schon noch besorgen. Weiße Socken zum Beispiel gehörten bis dahin nicht unbedingt zu meiner Ausstattung ebenso wie ein Trainingsanzug. Ein paar Tage vor Kurantritt kam dann noch einmal „Wir freuen uns auf Sie“-Post mit Hinweisen zu u.a. den aktuellen Corona-Bestimmungen. Einen Tag vorher machten wir dann noch einen Corona-Test und schon ging es los. Wir sollten zwischen 13 und 17 Uhr anreisen und hatten als Ankunftszeit 15 Uhr angegeben, also machten wir gegen 9.30 Uhr daheim los. Mit einem kurzen Zwischenstop bei McDonalds kamen wir reibungslos und ohne Stau in Sellin an. 


Ankunft in der Kurklinik

Das Gelände der Kurklinik liegt nahe des Ortskerns von Sellin und fast direkt am Deich zum Meer. Vor der Klinik gibt es sowohl einen großen Parkplatz als auch eine Tiefgarage. Bei dem kalten November-Wetter bevorzugte ich selbstredend in Letzterer einen Parkplatz. Koffer & Co. ließen wir dann erst einmal im Auto und meldeten uns an. Schnell wurde klar, dass es sich um einen allgemeinen Ab- und Anreisetag handelte. Das Personal war sehr strukturiert, wir wurden beim Eingang empfangen und abgehakt, dann gab es eine kurze Aufnahme mit Gesundheitsfragen und erneutem Corona-Schnelltest und dann bekamen wir wie im Hotel an der Rezeption unseren Schlüssel. Außerdem eine Broschüre mit den wichtigsten Infos und als Aufmerksamkeit auch noch eine Rose. Für das Gepäck standen Kofferwagen bereit, wie man sie vom Flughafen kennt. Bei drei Häusern und damit doch recht langen Wegen und Gepäck für drei Wochen war das auch notwendig. Nun wurde es spannend, wie sieht unser Zimmer für die nächsten drei Wochen aus?! Ich war positiv überrascht, es war wirklich sehr geräumig, freundlich mit hellen Holzmöbeln und einem Balkon zum draußen sitzen. Der Kinderschlafbereich mit Stockbett war zudem abgetrennt, sodass es nicht stören würde, wenn unsere Kleine im Bett ist und ich noch Lesen oder Fernsehen würde. Das Bad hatte zwar etwas Krankenhaus-Charakter, aber bot gut Platz zum Duschen. Bei den Unterlagen, die uns beim Einchecken gegeben wurden, befand sich u.a. ein Lageplan wie auch ein strukturierter Ablaufplan für die nächsten Tage inklusive Essenszeiten. Also packten wir unsere Sachen aus, schauten uns etwas in der Klinik um inklusive Abstecher zum großen Spielplatz, gingen zu unserer Zeit gen Speisesaal und kuschelte uns danach gemütlich im Zimmer ein. 


Tipp
Wie sich vor Ort heraus stellte, hatte ich viel zu viel an Klamotten für uns Beide eingepackt. Es gab einen großen Raum mit genug Waschmaschinen, Trocknern und einen Wäscheplatz zum Aufhängen. Es reicht also locker, Sachen für gut eine Woche einzupacken und dann einfach frisch vor Ort die Wäsche zu waschen. Stattdessen macht es mehr Sinn das eigene Waschmittel mitzunehmen, in den Tab-Automaten vor Ort gab es nämlich nur Vollwaschmittel. 

Ablauf der Kur

Eine Kur soll der Wiederherstellung der Gesundheit dienen, dazu gehört zwar auch Erholung, aber hauptsächlich geht es darum den Körper über die Anwendungen wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Wer eine Kur mit Urlaub oder gar Faulenzen assoziiert ist hier falsch! In Absprache mit dem Arzt und auf Basis der Beschwerden wird in den ersten Tagen ein individueller Plan für den gesamten Aufenthalt erstellt. Dieser kann durchaus recht eng getaktet sein und sah manchmal aus wie mein beruflicher Terminkalender. Dieser Plan kann sich aufgrund von aktuellen Situationen (Physiotherapeut krank etc.) auch mal ändern, diese Änderung wird dann im zimmereignenen Postfach beim Haupthaus hinterlegt, in das man also regelmäßig einen Blick werfen sollte. Mein Plan war vollgepackt, aber dabei durchaus sehr ausgewogen angelegt mit anstrengenderen Aktivitäten (Aqua Gymnastik, Walking) und Entspannung (Rotlicht, Hydrojet, Krankengymnastik) im Wechsel. Und ich muss sagen, es tat wahnsinnig gut und ich hatte auch richtig Spaß, vor allem beim Aquagymnastik. Einige der Physiotherapeutinnen waren regelrecht mitreißend, sodass man auch mal bis an seine Grenzen gegangen ist. Wirklich top! So war man dann auch abends ganz schön geschafft. 


Essen in der Kur

Ein wichtiges Thema in einer Kur ist natürlich auch das Essen. Das war selbstredend grundlegend gesund ausgerichtet und ich muss sagen auch durchaus vielfältig. Klar ist zum Beispiel das Frühstück nicht zu vergleichen gewesen mit einem Hotelfrühstück, aber es war immer eine gute und auch wechselnde Auswahl vorhanden. In Buffetform angerichtet hatte man morgens die Wahl zwischen Brot,Knäckebrot, zum Teil auch manchmal Brötchen, Wurst, Käse, Süßem wie Marmelade oder aber natürlich auch Richtung Müsli, Porridge & Co. Mittags gab es immer eine Tages-Suppe, Fisch oder Fleisch oder ein komplett vegetarisches Gericht, Nachtisch und ein Salatbuffet. Und abends Brot, Aufschnitt wie beim Frühstück und auch Salatbuffet. Und natürlich hatte man zu jeder Mahlzeit immer eine Auswahl an Obst wie Äpfeln, Birnen, Orangen, Trauben etc., die man sich dann auch mitnehmen konnte. Was mir zudem richtig gut gefallen hat war die Wiederverwertung in der Küche. Gab es mittags Fisch, fanden sich die Reste davon abends in einem lecker angerichteten Salat wieder usw. Das einzige was ich mir gewünscht hätte, dass die Kaffeeautomaten auch mittags in Betrieb gewesen wären, Kaffee konnte man sich nämlich nur morgens holen oder kostenpflichtig am Automaten auf dem Flur. Was mir ebenfalls nicht so richtig gut gefallen hat war die Einteilung in zwei Essensgruppen. Ich weiß nicht, ob es aufgrund der Größe des Speisesaals und der Personenanzahl in einer Kur immer so ist oder ob das speziell wegen Corona war, aber es gab eben zwei Essenszeiten-Gruppen mit einem jeweiligen Zeitfenster von 40 Minuten. Außerdem hatte man einen festen Tisch an dem auch nur eine Familie saß. Wir waren der ersten/früheren Gruppe zugeteilt, was bedeutete Frühstück von 7.30-8.10 Uhr, Mittagessen von 11.30 - 12.10 Uhr und Abendessen von 17.10-17.50 Uhr. Diese Zeiten galten auch am Wochenende und das war für uns schon rechtfrüh, also durchaus gewöhnungsbedürftig. Thema Getränke, schließlich soll man gut und ausreichend trinken. Warme Getränke wie Kaffee (nur morgens) & Tee gab es jeweils zu den Essenszeiten am Buffet, für den Tag hatte man vor dem Speisesaal an Spendern - medium oder still -die Möglichkeit sich Wasserflaschen aufzufüllen. Eine bekam man direkt mit dem Willkommens-Paket in der Kur.


Tipp

Wenn ihr in eine Kur fahrt überlegt euch, was ihr ggf. noch so zum Snacken etc. braucht, also außerhalb von Essenszeiten. Ich hatte für unsere Kleine noch ein paar Snacks & Quetschies mitgenommen, sowie ein paar Brezeln für abends zum Knabbern. Außerdem eine Thmermoskanne, damit wir uns auch Tee mit auf`s Zimmer nehmen konnten und eine Wasserflasche zum Auffüllen zum Mitnehmen für unterwegs. 


Kind in der Kur

Wie auch daheim gehen die Kinder während der Kurzeit in die Kita oder die Schulbetreuung. Hier in Sellin war es so, dass es in der Kita pro Jahrgang eine Gruppe gab. Nach dem gemeinsamen Frühstück ging es somit ab 8.10 Uhr für unsere Kleine in die Kita und dann für mich zu den Anwendungen. Das Mittagessen wurde getrennt eingenommen, also die Eltern im Speisesaal und die Kinder in der Kita, dann gab es von 13.20-14.15 Uhr eine Mittagsruhe, zu der man die Kinder abgeholt hat, bevor es dann noch einmal zur Nachmittagsbetreuung bis 16.20 Uhr (freitags nur bis 13.20 Uhr) ging. Die Kinderbetreuer waren wirklich super nett und durch die weitaus kleineren Gruppen, gab es hier vielmehr Möglichkeiten mit den Kindern etwas zu machen. So gingen zum Beispiel auch die Kinder vormittags zum Kneippen ins kalte Becken oder zum Steine sammeln an den Strand. Unsere Kleine hat sich in der Einrichtung sofort wohl gefühlt und ist nach der knapp einstündigen Eingewöhnung mit mir anstandslos dort geblieben. Für andere Kinder war die Umstellung allerdings durchaus schwieriger. Hier wird aber von allen Seiten versucht das so reibungslos wie möglich zu gestalten. Wie schon erwähnt war unsere Kleine dabei nicht einfach nur Begleitkind, was es auch gibt, sondern galt als Vorsorge-Patientin. Entsprechend hatte auch sie einen Therapieplan. Dieser griff zum Teil mit meinem ineinander, sodass ich sie dann zwischendrin aus der Kita abgeholt habe und wir Aktivitäten wie Salzinigemeinsam gemacht haben. Sofern es getrennte Aktivitäten während der Betreuungszeit waren, wurden die Kinder von den Betreuern dorthin gebracht und wieder abgeholt. 


Kur und Corona

Die Corona-Zeit neigte sich zwar im November 2022 bereits absehbar dem Ende entgegen und die Maskenpflicht wurde in einigen Teilen schon etwas lockerer gehandhabt, jedoch nicht in Kurkliniken. Nachvollziehbar, schließlich ist es ein Territorium mit medizinischem Charakter und es halten sich dort viele fremde Personen auf doch engerem Raum auf. Wo eine ansteckende Krankheit unbedingt verhindert werden sollte. Entsprechend herrschte dort überall Maskenpflicht, Abstandsregeln und Desinfektion bis zum geht nicht mehr. Und Tests bei ersten Anzeichen von Nase laufen & Co. Die einzige Ausnahme waren die eigenen Zimmer und beim Aqua-Gymnastik (wo dann auf ausreichend Abstand im Becken und beim rein und raus gehen geachtet wurde). Das alles wiederum hat den Kuraufenthalt nicht gerade angenehmer gemacht, zumal man auch schwieriger ins Gespräch kam und schlechter Kontakte geknüpft hat. Auch war es nicht gerade angenehm bei Anwendungen mit sportlichem Charakter in den Innenräumen immer eine Maske tragen zu müssen. 


Die Wochenenden

An den Wochenenden finden keine Anwendungen statt, sodass man Zeit hat die nähere Umgebung zu erkunden oder auch durchaus etwas weiter zu fahren, sofern man mobil ist. Das Essen wird in der Kurklinik morgens, mittags und abends zu den gewohnten Zeiten angeboten. Sofern man mittags nicht dabei ist, sollte man sich ein paar Tage vorher abmelden. Außerdem sollte man bis zur Nachtruhe der Erwachsenen, die ab 23 Uhr begann, wieder da sein, weil dann auch die Kurklinik abgeschlossen wird. Ich hatte mich bereits vorab schlau gemacht, was man auf Rügen unternehmen kann bzw. was sehenswert ist, in der Kurklinik lagen aber auch Flyer aus. Unter anderem ein Fahrplan vom bekannten „Rasenden Roland“. Also gingen wir am Samstag zum Bahnhof Sellin und fuhren mit dem Dampfzug nach Göhren, wo es einen kleinen Weihnachtsmarkt an der Strandpromenade gab. Am Sonntag machten wir uns mit dem Auto auf den Weg zum etwa 20 km entfernten Baumwipfelpfad. Zwar war das Wetter etwas regnerisch, aber der Pfad macht Kindern wie auch Erwachsenen Spaß - sofern man schwindelfrei ist - und man lernt an den Stationen zwischendrin wie auch im angeschlossenen Museum einiges über Waldbewohner & Co. Außerdem hat man vom „Adlerhorst“ einen tollen Blick über die Umgebung. Nicht weit entfernt ist die Galileo Wissenswelt. Ein Entdecker-Museum für Kinder und Jugendliche mit zwei Einheiten. Einmal eine Dinosaurier- und eine Körperausstellung, zum anderen einen Bereich zum Experimentieren mit Schwerkraft & Co. Wir besuchten allerdings nur die Ausstellung, die wiederum aber auch viel auf Mitmachen ausgelegt ist. Und dann wollte ich unbedingt noch einen Abstecher nach Prora zu der ehemaligen Nazi-Ferienanlage machen, die immerhin das längste Gebäude der Welt ist. Es gibt hierzu auch eine Info-Ausstellung, da das aber für meine kleine Maus zu langweilig gewesen wäre, begnügten wir uns damit etwas an dem langen Häuserriegel entlang zu laufen, um zumindest einmal die Dimensionen erahnen zu können. Auf dem Rückweg fanden wir dann noch ein Schild mit „Sandskulpturen-Ausstellung“, an der wir natürlich nicht vorbei kamen. Und so schafften wir es am Sonntagabend noch gerade so zu unserem Abendessen.


Krank in der Kur

Den Montag danach starteten wir erst wieder ganz normal in den Kuralltag, schon am Nachmittag ging es uns beiden aber nicht mehr so richtig gut und dann sollten wir auf die harte Tour erfahren was es heißt in der Kur krank zu werden. Beziehungsweise wenn sich ein Virus in einer Kurklinik ausbreitet. Denn am Ende lag die halbe Klinik inklusive Personal flach. Der gerade kursierende RS Virus hatte uns erwischt. Wie das sein kann trotz strenger Corona-Abstandsregeln & Co.? Ich vermute über die Kita. Maskenpflicht galt für die Kinder erst ab dem 6. Lebensjahr. Natürlich besteht da dann Ansteckungsgefahr, die sich auch auf die Erwachsenen überträgt. Meine Kleine fieberte hoch und hustete ohne Ende, während ich selbst matschig mit erhöhter Temperatur daneben lag. Aber in einer Kurklinik gibt es natürlich eine Krankenstation an die man sich wenden kann und die uns entsprechend versorgte. Wobei es tatsächlich sehr lästig war immer nur Rationen für einen Tag abgefüllt zu bekommen und am nächsten Tag wieder dort aufschlagen zu müssen. Vor allem wenn es einem wirklich nicht gut geht. Außerdem war ich dann unendlich froh, dass unsere Tochter als Vorsorge-Patientin aufgenommen war und nicht nur Begleitkind. Als Begleitkind wäre sie nicht innerhalb der Kureinrichtung behandelt worden, sondern ich hätte mit ihr den Arzt im Ort aufsuchen müssen. Nichtsdestotrotz verbrachten wir unsere Tage nun damit im Bett zu liegen und zu hoffen, dass es endlich besser wird. Neben Schlafen war der Fernseher unser bester Freund. Und ein Etagen-Wägelchen für Tabletts, mit dem ich zu jeder Mahlzeit in den Speisesaal zum Buffet schob, um uns das Essen zu holen. Natürlich wird in schlimmen Fällen, besonders auch bei Corona-Verdacht mit Quarantäne, das Essen auf das Zimmer gebracht, aber ich wollte zumindest noch selbst entscheiden können was wir essen und trinken. Außerdem gab es im Speisesaal die einzige - kostenfreie - Möglichkeit unsere Thermoskanne wieder mit heißem Wasser für Tee zu füllen. Seither weiß ich wie sich Aussätzige fühlen, weil der Wagen mich eindeutig als „Krank“ kennzeichnete und die anderen Kurgäste einen großen Bogen um alle mit solch einem Wägelchen machten. Nachdem wir fast die ganze Woche krank waren, sich keine großartige Besserung einstellte und ich es nicht mehr als realistisch sah überhaupt noch wieder an Kur(Maßnahmen) teilzunehmen bis zum geplanten Ende der Kur, machte ich einen Termin beim zuständigen Arzt, der mir den Abbruch bestätigte, packte sobald meine Gliederschmerzen endlich nachließen unsere Sachen und fuhr mit unserer Kleinen wieder nach Hause. 


Tipp
Solltet ihr aus welchen Gründen auch immer eine Kur vorzeitig abbrechen wollen/müssen, dann sprecht vorher unbedingt mit einem Arzt und lasst euch das bestätigen bzw. bestätigen, dass der Abbruch der Kur erforderlich ist. Meldet ihr euch „einfach so“ ab und fahrt nach Hause kann es sein, dass nachträglich Kosten in Höhe von durchaus mehreren hundert Euro auf euch zukommen, weil die Kureinrichtung der Krankenkasse den Aufenthalt trotzdem in Rechnung stellt. 

Fazit

Okay, dass wir am Ende krank geworden sind und abbrechen mussten, war nun wirklich Pech. Aber wir hatten immerhin eine komplette Woche vor Ort um das Thema Mutter-Kind-Kur zu bewerten. Mein Fazit ist gemischt. Ende November bzw. Anfang Dezember ist nun nicht gerade der beste Zeitraum eine Kur zu machen. Das Wetter war kalt und regnerisch, man hatte nicht wirklich Lust nach draußen zu gehen, obwohl Sellin mit der Seebrücke wirklich sehr schön ist. Das macht bei warmen Wetter und Sonne weitaus mehr Spaß, wenn man sich dann auch am Strand aufhalten und auf Steinsuche gehen oder sogar im Meer baden kann. Die Mitarbeiter vor Ort waren wirklich alle sehr nett und bemüht einem den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen und es war auch ein bisschen geschmückt, um wenigstens etwas Vorweihnachtsstimmung aufkommen zu lassen. Es täuscht aber eben nicht darüber hinweg, dass man sich in einer Gesundheitseinrichtung aufhält, die eben schon etwas steril wirkt. Die Anwendungen an sich haben mir richtig gut getan und auch die Zeitplanung, in Kombination mit dem Plan meiner Tochter und der Kita war sehr gut abgestimmt, sodass man auch zwischendrin immer noch etwas Zeit für sich hat.  Meiner Tochter hat es in der Kita vor Ort sehr gut gefallen und auch ihre Anwendungen als Vorsorge-Patientin haben ihr gut getan. Für eine Mutter-Tochter-Beziehung ist eine Kur zudem eine sehr intensive Zeit und wir hatten sehr viel Spaß miteinander. Nach der ersten Woche stellte sich allerdings schon etwas Heimweh ein, was sich dann durch die Krankheit noch verstärkt hat und der Wunsch nach Hause zu fahren immer stärker wurde. Ein Faktor den man auch nicht unterschätzen darf, man hält sich natürlich mit sehr vielen Kindern im unterschiedlichsten Alter in der Kurklinik auf, was das Ganze sehr unruhig macht. Generell sollten sich zwar in den Bettenhäusern alle ruhig verhalten, in der Realität sah das anders aus. Klar, besonders kleine Kinder rennen, schreien und weinen eben auch. Außerdem fällt eben doch öfters mal was runter im Zimmer oder wird über den Boden geschoben und das hört man eben von nebenan oder von oben. Das bedeutete für mich, dass ich vor etwa 22 Uhr kein Auge zu gemacht habe, weil erst dann wirklich Ruhe einkehrte. Weil man vom Tag durchaus geschafft war, hätte ich gerne etwas eher geschlafen, was eben auch mehr Erholungsfaktor für mich bedeutet hätte. Abschließend würde ich sagen, wenn ich eine Kur im Sommer machen könnte und ein ruhiges Zimmer hätte, dann würde ich eine Kur durchaus nochmal in Betracht ziehen. Aber so wie die Kur gewesen ist, unabhängig von unserer Krankheit wohl eher nein.