Die Dominikanische Republik ist bekannt für Tabak, Rum und Schokolade. Doch neben den Exportgütern gibt es ein spannendes Land zu Entdecken, in denen Gegensätze wie Armut und Reichtum oder Müllprobleme und feine Sandstrände extrem stark aufeinander prallen.
Nur im Hotel hocken, das ist nichts für uns. Vor allem wenn ich einen 10-Stunden Flug hinter mich bringe, um in ein anderes Land zu fliegen, dann möchte ich zumindest einen Eindruck davon bekommen. Um das auf eigene Faust zu machen, dafür sind wir allerdings nicht wagemutig genug, erst Recht, wenn wir die Sprache nicht sprechen. Außerdem wird in der Dominikanischen Republik vor der hohen Kriminalität gewarnt. Eine Rundreise hatten wir diesmal zwar nicht vorab fest mit gebucht, aber in den Reiseführern stand, dass sich die Dominikanische Republik auch gut mit Tagesausflügen entdecken lässt. Ein paar Tage vor Abflug stöberte ich somit diesbezüglich durchs Internet und stieß dabei auf 'Andy'. Ein deutscher Auswanderer, der sich auf deutschsprachige Ausflüge spezialisiert hatte. Bei den diversen Ausflügen auf seiner Homepage entdeckte ich zudem den Besuch einer Rum-Destillerie. Das klang vielversprechend! Ich schrieb Andy noch vor Abflug an und erhielt prompt die Nachricht zurück, dass er in Bayahibe zwischen den Dominicus Hotels - wie praktisch! - ein Büro hat und wir dann gerne vorbei kommen können. Genau das machten wir und buchten vor Ort erst einen Ausflug nach 'Santo Domingo' und danach auch noch die 'Safari Land und Leute' hinterher.
Tipp
Preislich lagen die Ausflüge, die im Hotel angeboten wurden, auf etwa demselben Niveau wie draußen. Allerdings wird einem bei den Ausflügen, die bei Ortsansässigen wie Andy angeboten werden,
mehr geboten. Ganz einfach, weil diese das Land besser kennen und heimische Kontakte haben. Da werden eben nicht nur die typischen Touri-Ziele aus den Reiseführern angefahren, sondern auch mal
der ein oder andere Abstecher gemacht. Außerdem sind die Ausflüge aus den Hotels mehrsprachig angelegt. Entsprechend fallen die Erläuterungen kürzer aus, Anekdoten von Land und Leuten werden so
gut wie gar nicht erzählt, während unser Reiseführer viel aus dem Nähkästchen plauderte. Das erzählte uns zumindest ein Paar, das erst einen Ausflug im Hotel und dann bei Andy gebucht hat. Last
but not least: Gezahlt wird der Ausflug bei Andy wenn man möchte auch erst kurz vor der Abfahrt am Tag selbst. Also keine Vorkasse und ggf. Verlust des Geldes, wenn man doch nicht teilnimmt
oder der Ausflug ausfällt.
Auf dem Weg nach Santo Domingo
Unser Ausflug gen Santo Domingo startete am Büro von Andy Tours in Bayahibe. Auf dem Weg in die Hauptstadt der Dominikanischen Republik machten wir einen kurzen Zwischenstopp und sammelten noch
Personen ein, die den Ausflug von Punta Cana aus gebucht hatten. Knapp eineinhalb Stunden fuhren wir dann gen Hauptstadt, zum Großteil entlang an Feldern voller Zuckerrohr. Währenddessen erzählte
unser Reiseführer Dennis, ebenfalls ein ausgewanderter Deutscher, uns so einiges über die Eigenheiten - inklusive Fahrgewohnheiten - der Dominikaner und ihre Lebensart. Unter anderem „Natürlich
sind wir korrupt, aber hier sind die Preise wenigstens angenehm“. Bei der Einfahrt in die Stadt kamen wir an einem schwimmenden Kraftwerk vorbei. Die Erklärung dazu war einfach: "Nachdem die
Dominikaner ihren Strom nicht bezahlten, verlagerte der Anbieter das Kraftwerk einfach auf das Wasser. Sofern die Rechnungen nicht beglichen werden, legt das Kraftwerk ab und das war es dann mit
den Stromlieferungen." Apropos Strom, wir kamen auf unserem weiteren Weg auch am Faro a Colón vorbei. Wobei Faro auf Spanisch "Leuchtturm" bedeutet und das "Colon" für Christoph
Kolumbus (Cristobal Colón) steht. Das riesige Museum mit kreuzförmigem Grundriss ist 240 Meter lang, 34 Meter breit und 46 Meter hoch. Auf dem Vorplatz steht in einer Glasvitrine ein "Papa
Mobil". Es ist eines der Wahrzeichen von Santo Domingo, wobei die Dominikaner selbst es als "größten Leuchtturm der Welt" bezeichnen. Warum? Wenn das Gebäude abends mit seinen 156 riesigen
Scheinwerfern beleuchtet wird, geht aufgrund der unzureichenden Stromversorgung in den umliegenden Stadtteilen oft das Licht aus.
Die Höhlen
In der Dominikanischen Republik gibt es über 30.000 Höhlen. Vier davon sahen wir an unserem ersten Stop, etwa acht Kilometer vor der Stadt, im „Parque Nacional de los Tres Ojos“. Was übersetzt so viel heißt wie „Park der drei Augen“, wobei der Name auf die drei (eigentlich vier) mit Süßwasser gefüllten Höhlen in dieser einzigartigen Flora und Fauna zurück zu führen ist. Früher haben die Dominikaner hier sogar gebadet, inzwischen ist das zum Schutz der Vegetation verboten. Einzig Schildkröte „Emma“ darf hier unten noch planschen. Aufmerksame Beobachter konnten allerdings auch ein paar Fledermäuse entdecken. Diese waren für die Ureinwohner übrigens ein Warnzeichen. Denn wenn die Fledermäuse in die Höhlen kommen, zieht schlechtes Wetter auf. Dass es Krokodile gab, ist allerdings mehr eine Legende. Über eine der Lagunen ist ein Seil gespannt, über das man mit Floß und ordentlich Zupacken der beiden Helfer (natürlich gegen Bezahlung) auf die andere Seite gelangt. Folgt man dem steinigen Pfad öffnet sich eine traumhafte große Lagune. Diese war unter anderem Drehort des bekannten Films „Die blaue Lagune“. In der Lagune, die sich auch nach oben öffnete, waren zahlreiche kleine Fische zu Hause. Mit den herunterhängenden Pflanzen hatte dieser Ort durchaus etwas magisches.
Hafen und Kolumbus-Haus
Nach einer kleinen Stärkung in Form von „Vitamines“ (Rum mit Cola) ging es weiter gen Hafenbefestigung, wo sich auch das Kolumbus-Haus befindet. Der Palast des ehemaligen Vizekönigs ist nicht mehr Original, sondern ein Nachbau des ehemaligen Gebäudes, dessen Name auf seinen einstigen Erbauer und Bewohner Diego Kolumbus zurück geht. Den ersten Sohn von Christoph Kolumbus. Heute ist das Gebäude ein Museum, in dem man sich anhand von Mobiliar wie auch ausgestellten Kleidungsstücken anschauen kann, wie die feine Kolonial-Gesellschaft früher gelebt hat. Das Gebäude wie auch der gesamte Platz mit den Bauten drumherum zeigt eindeutig wie die spanischen Herren ihren Fingerabdruck aus Europa hierher übertragen haben. Nach der Besichtigung gingen wir nicht weit entfernt in einem alten Hafen-Lagerhaus Mittag essen.
Hommage an die Helden des Landes
Nach dem Mittagessen ging es über den Kolumbus-Platz in Richtung „Calle Mercedes“ und „Calle de las Damas“. Auf den damaligen Flanierboulevards spazierten die reichen Herrschaften von der Kathedrale bis zum Kolumbus-Palast. Hier machten wir einen Abstecher ins Pantéon Nacional. Das von außen unscheinbare Gebäude wurde ehemals als Jesuitenkriche errichtet, diente zwischnzeitlich unter anderem auch mal als Lagerhaus bis es Mitte des 19. Jahrhunderts in diese Gedenkstätte umgewandelt wurde. Hier haben die sterblichen Überreste bedeutender Bürger und Helden des Landes ihre letzte Ruhe gefunden. Aufmerksame Beobachter erkennen in den kunstvoll geschmiedeten Gittern des oberen Stockwerks im Innern die Symbolik des deutschen Hakenkreuzes wieder. Es war eine Schenkung von Adolf Hitler, der sich bestens mit dem damaligen Diktator verstand. Vorbei an modernen Autos und motorisierten Kutschen am Straßenrand ging es weiter gen Kathedrale.
Die älteste Kathedrale der Karibik
Die Kathedrale „Santa Maria“ von Santo Domingo ist die älteste Kathedrale der Karibik. Als Teil der Kolonialstadt von Santo Domingo gehört sie seit 1990 zum UNESCO-Weltkulturerbe. 1504 in Auftrag gegeben, startete um 1512 der Bau. Typisch für den gotischen Baustil damals, der hier mit mediterranen Elementen kombiniert ist, besteht das Bauwerk aus massiven Kalksteinwänden und Kreuzgewölbe. Durch die hellen Steine wirkt die Kirche allerdings weitaus weniger düster als einige europäische gotische Kirchen und die bunten Fenster unterstreichen diesen Eindruck. In den Seitenschiffen, die genauso wie der Hauptaltar mit kunstvollen Schnitzereien versehen sind, wird mit Skulpturen und Altären etc. an die bekannten Personen erinnert, die hier bestattet wurden. Dazu gehören Bischöfe und Präsidenten. Ursprünglich waren im Chor auch die Überreste von Christoph Kolumbus beigesetzt, wobei diese dann unter französischer Herrschaft zumindest teilweise nach Havanna verlegt wurden und dann später noch einmal nach Sevilla. Ob von ihm noch Gebeine in der Kathedrale übrig sind, weiß heute keiner mehr so richtig. Im Zentrum des Platzes vor der Kathedrale steht ein Denkmal von Christoph Kolumbus auf dessen Sockel unter anderem auch eine Sklavin abgebildet ist. Wie uns Dennis erzählte, hat diese einen besonderen Grund: Kolumbus tötete damals ihren Mann und sie schwor, ihn ebenfalls umzubringen. Als sie ihn dann angriff, streckte er sie jedoch nieder. Tja, die Kolonialherren eben.
Streifzug durch die Altstadt
Nach der Besichtigung der Kathedrale hatten wir etwas Zeit zur freien Verfügung. Dennis hatte im Bus angeboten, wer Interesse hat, denjenigen ein Geschäft zu zeigen, das richtigen Larimar verkauft. Hier gab es wirklich hochwertigen und kunstvoll gestalteten Schmuck - wo ich durchaus fündig wurde. Danach schlenderten wir die große Einkaufsstraße entlang, an deren Ende eine halbe Stunde später unser Treffpunkt sein sollte. Dabei schauten wir uns die Waren der Straßenhändler und Straßenkünstler an als auch die Gebäude der Stadt. Der koloniale Einschlag ist nach wie vor unverkennbar, leider sind die Gebäude großteils jedoch in einem desolaten Zustand. Die schmiedeeisernen Geländer sind verrostet und der Putz bröckelt ab, was wirklich sehr schade ist. Nachdem wir uns alle wieder versammelt hatten, kam unser Bus um die Ecke und hielt kurzerhand auf dem Zebrastreifen, um uns einsteigen zu lassen. Dennis hatte uns vorab gesagt, dass das zügig vonstatten gehen muss, da die Politessen bei sowas auch sehr ungehalten werden können. Unser nächster Fotostopp war der nicht weit entfernte Präsidentenpalast, der von einem hohen Gitterzaun umgeben war. Damit wir ein Foto des Gebäudes ohne Gitterstäbe durch den Zaun machen konnten, wurden die Wachen davor kurzerhand mit einer kalten Cola bestochen. O-Ton Dennis: „Die stehen hier den ganzen Tag in der Sonne, was denkt ihr wie die sich darüber freuen?!“.
Ein besonderes Souvenir aus der Dominikanischen Republik ist der hellblaue Larimar. Ein Edelsteinvorkommen, das weltweit bisher nur hier gefunden wurde und somit ein einzigartiges Mitbringsel ist. Entsprechend finden sich überall Straßenverkäufer, die diese Steine in Ringen, Ketten etc. anbieten - allerdings nicht unbedingt echt. Der Test lässt sich mit einem Feuerzeug machen, bei Hitze schmelzen nämlich die falschen Plastiksteine, dem echten Larimar macht das nichts aus. Wer also in der Dominikanischen Republik Larimar kaufen möchte, sollte in richtige Schmuckläden gehen. Hier werden die Steine dann ähnlich wie Gold nach Gewicht bezahlt.
Über den Dächern von Santo Domingo
Ohne es zu wissen, hatten wir als Letztes noch ein richtiges Highlight vor uns: Eine Seilbahnfahrt über die Dächer der Stadt. Die Seilbahn, von einem schweizer Unternehmen gebaut, dient wie die U-Bahn oder Busse als Entlastung des Verkehrs. Sie verbindet weiter entfernte Stadtteile miteinander. Auch wenn es nach teurem Vorzeige-Bauwerk aussieht, so kann die Seilbahn tatsächlich von allen genutzt werden, denn die Fahrten kosten umgerechnet nur wenige Cent. In die Kabinen passen bequem sechs Leute. Wir sind insgesamt drei Stationen gefahren, dann machte die Bahn an einer Kreuzungsstation mit Umstiegsmöglichkeit in andere Richtungen eine Runde und fuhr wieder zurück zum Ausgangspunkt. Genau wie im Ski-Gebiet. Statt Schnee fuhr man über die Häuserdächer und Slums von Santo Domingo. Von oben betrachtet wurde sehr deutlich, wie die ärmsten der Armen dort zusammen leben. Graue Wellblechdächer reihten sich dicht an dicht aneinander, auf den Dachterrassen hing Wäsche zum Trocknen, zum Teil sah man Planschbecken und (Plastik-)Stühle. Von unten schallte dabei zum Teil laute Musik bis zu uns ins die Gondeln. Die Dominikaner lassen sich ihre "positivity" trotz Armut nicht nehmen. Der Blick darauf stimmt einen sehr nachdenklich, wenn man dann daran denkt, dass man selbst am Ende des Tages in sein Resort zurückkehrt, wo es einem an Nichts fehlt ...
Tabak und Schokolade
Tipp
Uns wurde abgeraten bei Straßenhändlern Zigarren zu kaufen. Hier wird leider oft minderwertige Ware verkauft, wobei die nicht so guten und damit günstigen Blätter im Mittelteil einfach am
Schluss von ein paar Lagen guten Blättern umwickelt werden. Das fällt dann leider erst beim Rauchen auf, wenn einem davon ggf. sogar schlecht wird. Wer Zigarren kaufen möchte, sollte dies in
entsprechenden Läden tun. Mitnehmen darf man zudem nur eine begrenzte Anzahl, die auch professionell mit Banderole (!) verpackt sein müssen. Ansonsten landen diese direkt beim Zoll.
Wo die Dominikaner einkaufen und leben
Nach der Schokoladen- und Tabak-Glitzerwelt für die Touristen gab es einen recht harten Cut, denn wir fuhren direkt ins Zentrum von San Pedro de Macorís zur Markthalle. Hier versorgen sich zu günstigen Preisen die Dominikaner, die in der Regel nur ein Tagelöhner-Einkommen haben. Auf dem Weg vom Bus zum Gebäude ging es unter anderem vorbei an Fahrrädern, die bis obenhin mit Zuckerrohr beladen waren, und an Fahrzeugen von deren Ladefläche Bananenstauden und andere Waren direkt verkauft wurden. Ein enger Gang führte dann hinein ins Innere der Markthalle. Vorab wurden wir vom Reiseführer instruiert doch bitte nicht das Gesicht zu verziehen oder die Nase zu rümpfen, auch wenn es ggf. streng riechen würde, da dies eine Beleidigung für die Verkäufer sein würde (es impliziert, dass die Ware nicht frisch ist). Nun, für uns Europäer, die Waren in sortierten Supermärkten kaufen und Fleisch oder Fisch höchstens aus der aufgeräumten Theke, ist diese Art des Warenangebots definitiv etwas anderes. Mit einem Schwenk am Fischhändler vorbei, ging es direkt in die Fleischhalle. Von an Haken baumelnden Schweinefüßen bis hin zu ganzen Tieren, die frisch vor den Augen mit der Machete zerhackt wurden, konnte man hier alles kaufen. Hühner liefen zwischen den Beinen herum und wurden bei Bedarf frisch gefangen, gerupft und zerteilt. Für uns war der Geruch definitiv gewöhnungsbedürftig und wir taten unser Bestes das nicht zu zeigen. Auch unsere Kleine war diesbezüglich ganz tapfer. Ich denke wir waren dann aber alle froh, als wir diesen Teil der Markthalle verließen und zu den Gemüse- und Obsthändlern weiter gingen. Hier fanden sich dann auch so eine Art „Tante Emma“-Läden, wo man wie früher bei uns auf den Dörfern gemischte Artikel rund um den täglichen Bedarf erstehen könnte. Außerdem gibt es hier auch so eine Art Wodoo-Läden, die „magische“ Tränke anbieten. Am Ende muss ich aber tatsächlich sagen, frischer geht wirklich nicht! Im Anschluss hatten wir dann noch die Möglichkeit gegenüber in einen Supermarkt zu gehen. Dieser Unterschied sich nicht im Wesentlichen von denen in Deutschland und hatte auch durchaus Produkte wie Milka-Schokolade oder Nutella im Angebot. Ein Glas Nutella kostet hier allerdings umgerechnet etwa 10 €, was aufgrund der teuren Importgebühren zustande kommt. So werden Importprodukte, die für uns Standard sind, hier zur regelrechten Delikatesse.
Was ich wirklich toll fand. Bevor wir in die Markthalle gingen, nahm uns die Reisebegleiterin zur Seite und meinte, wenn das nichts für unsere Kleine ist oder sie Angst bekommt, dann sollen wir ihr fix Bescheid geben und dann kürzen wir mit ihr ab. Wir mussten das zwar nicht in Anspruch nehmen, aber so etwas wäre auf einer Tour aus dem Hotel, wo alle zusammen bleiben müssen, bestimmt nicht möglich gewesen.
Vom trubeligen Einkaufsgebiet fuhren wir in die Altstadt von San Pedro de Macorís. Hier hielten wir an der Kirche von San Pedro Apostol (Apostel St. Peter). Die Kirche im neoklassizistischen Stil mit ihrem hohen Turm, der von jedem Platz des Ortes sichtbar ist und damit als Orientierungspunkt dient, ist wirklich ein hübsches Fotomotiv. Was man der Kirche nicht ansieht, sie ist eines der ersten Gebäude in der Dominikanischen Republik, das mit Beton hergestellt wurde. Dieser reichte jedoch nicht aus, sodass die Kirche letztendlich ein Mix aus moderner Beton- und klassischer Steinbauweise geworden ist. Von der Kirche ging es mit dem Bus weiter zum Malecón. Hier tobt besonders abends das Leben, wenn sich die Dominikaner an der Ufermauer treffen, lachen, Musik hören, tanzen und „Vitamines“ trinken. Wir sahen zur Mittagsstunde leider nur die Bauarbeiter, die die Straße reparierten und die Bar, wo Dennis mit uns etwas trinken wollte, war auch noch geschlossen. Also gab es „Vitamines“ im Bus. Dass San Pedro de Macorís eine Industriestadt aus der Glanzzeit des Zuckers ist, sah man im Vorbeifahren beim Blick aus dem Fenster auf teils wirklich schöne kleine Paläste.
Der Rum!
Als nächster Programmpunkt stand unser persönliches Highlight auf dem Plan (und mit der Grund warum wir in die Dominikanische Republik geflogen sind), die Rum-Destillerie Ron Barceló. Als Erstes bekamen wir von unserem Reiseführer Dennis eine Einleitung zur Historie und zum Anbau des Rums in der Dominikanischen Republik, seinen Wert als Exportgut, den verschiedenen Herstellungsverfahren (zum Beispiel das Solera-Verfahren) und den daraus resultierenden Sorten, die von Ron Barceló angeboten werden. Dann startete die Führung über das Gelände, wobei wir als Erstes einen Blick in eine Lagerhalle voller Fässer werfen konnten (wo gerade Verkaufsgespräche von Lieferanten mitsamt Verkostung geführt wurden, sodass wir leider nicht hinein durften). Weiter ging es zum Bereich der Instandhaltung und Aufbereitung der Fässer mit großen Öfen zum Ausbrennen. Nun wurde es spannend, wir begleiteten den Weg des Rums von der Abfüllung aus den Holzfässern in die Stahltanks. Der Mitarbeiter hier kommt wahrscheinlich alleine vom Geruch abends tüdelig nach Hause. In den Stahltanks lagert der Rum noch ein paar Wochen, bevor er dann in der Halle nebenan abgefüllt wird. Knapp 165.000 Flaschen werden hier täglich abgefüllt und verpackt, was bei der Menge natürlich nur hochtechnisiert ablaufen kann. Die Mitarbeiter tragen dabei Arbeitskleidung mit Stahlkappenschuhen. Im Gegensatz zu den Tagelöhnern haben die 250 Angestellten von Ron Barceló feste Arbeitszeiten in einem Ein-Schicht-System von Montag bis Freitag. Zu Weihnachten gibt es 6 Flaschen als Geschenk, von jeder Sorte eine. Also fast schon europäische Arbeitsbedingungen.
Auch beim Rum-Kauf ist Vorsicht geboten. Besonders die Straßenhändler locken mit sehr günstigen Preisen, wobei dann aber nicht unbedingt auch das in der Flasche ist, was drauf steht. Hier sollte man darauf achten, dass die Deckel noch versiegelt sind. Ansonsten wurde gepanscht bzw. der Original-Inhalt gegen günstigeren Rum ausgetauscht. Um dem vorzubeugen kann man Rum in den gängigen Supermärkten kaufen, die eine riesige Auswahl haben, oder in Spirituosen-Läden. Die Preise sind hier zwar nicht unbedingt günstiger als in Europa, aber hier finden sich Rum-Sorten (auch der großen Hersteller), die nicht exportiert werden.
Eine Bootsfahrt die ist lustig …
Von der Rumfabrik fuhren wir nochmal zurück nach San Pedro de Macorís zum Krankenhaus, wo wir unseren Reiseleiter Dennis raus ließen. Dieser wurde nämlich Vater und seine Frau lag bereits in den Wehen! Mit etwas Augenzwinkern ließ sich der Abstecher durchaus als Sehenswürdigkeit abhaken, denn das Hospital Regional Antonio Musa ist das erste Krankenhaus in der Dominikanischen Republik gewesen. Zum Ende der Tour erfuhren wir, dass bei der Geburt alles gut gegangen war. Darauf gab es erst nochmal „Vitamines“. Ab hier wurde die Fahrt mit dem großen Bus über Land allerdings durchaus etwas abenteuerlich. In einem kleinen Dorf musste uns mit einem langen Stock die Stromleitung hochgehalten werden, damit der Bus überhaupt durch kam. Am Ende kamen wir aber ohne Zwischenfall an der Mündung des Río Soco an. Hier hat sich bereits vor mehr als zwanzig Jahren der Schweizer „Werner“ nieder gelassen. Er hat hier ein Restaurant mit dominikanischer Köchin, bietet aber auch Bootsfahrten über den Río Soco an. Sein Schaufelraddampfer „Reina del Soco“ ist 16 m lang und 6 m breit, wobei das Schaufelrad hinten 3 m breit ist und einen Durchmesser von 2,50 m hat. Genug Kraft also, um uns eine gemütliche Fahrt zu bescheren.
Info
Bekannter als der Río Soco ist der nicht weit entfernte Río Chavon. Dort wurden Filme wie Rambo oder Anaconda gedreht. Natürlich werden darauf auch Bootsfahrten angeboten, wie man sich vorstellen kann sind dort aber weitaus mehr Boote unterwegs. Wer also etwas ruhiger über einen Fluss schippern und die Flora und Fauna betrachten möchte, der ist bei 'Werner' genau richtig.
Es war bereits früher Nachmittag als wir ablegten und wir hatten bisher nichts weiter als einen Snack zu uns genommen. Entsprechend freuten wir uns über das Barbecue, das uns an Bord geboten wurde. Und das war wirklich super. Hinten am Schiff stand ein Grill, bestückt mit Hähnchenschenkeln oder Bratwurst, und am Tresen konnte man sich mit Brot, Saucen, verschiedene Beilagen wie Maniok und Salaten bedienen. Während wir dann entspannt über den Fluss schipperten und unser Essen genossen, konnten wir den Blick über das Ufer schweifen lassen. Die ersten 250 m der Uferböschung entlang des Flusses stehen unter Naturschutz, entsprechend hat sich hier eine einzigartige Flora und Fauna erhalten. Nach dem Essen gab es dann zudem noch Kaffee und Kuchen - wer wollte, konnte auch Zuckerrohr probieren. Werner erzählte uns während der Fahrt einiges über den Fluss. So zum Beispiel auch über die Reste des Staudamms, die an einer Stelle noch aus dem Wasser ragen. Dieser wurde 1966 gebaut, um Wasser nach San Pedro zu transportieren. Das hat allerdings nicht geklappt, weil die Pumpen falsch dimensioniert waren. Bei einem schweren Unwetter wurde der Staudamm dann stark beschädigt. Da er so oder so nicht funktionierte, wurde er aufgegeben und an anderer Stelle weiter im Land ein neuer Staudamm gebaut. Heute fährt man mit den Booten eben drumherum. Zwischenzeitlich sausten neben uns Dominikaner mit Jet-Skis vorbei, die sichtlich Spaß hatten. Etwas im Landesinneren legten wir dann einmal kurz an. Wir hätten hier die Möglichkeit gehabt uns mit einem Seil ins Wasser zu schwingen und im Fluß zu baden, allerdings traute wohl keiner von uns so richtig dem Wasser, weshalb wir uns dann wieder auf den Rückweg machten. Dieser wurde dann sprichwörtlich feucht-fröhlich. Neben Softdrinks und „Vitamines“ wurde auch „Mamajuana“ ausgeschenkt. Werner drehte die Musik auf (wobei die Dominikaner bei Musik nur „Aus“ und „An = Höchste Stufe“ kennen), sodass unter Deck ausgelassene Stimmung herrschte und das Tanzbein geschwungen wurde. Wir verzogen uns allerdings lieber auf das ruhigere Oberdeck und genossen die tolle Sicht.
„Mamajuana“ ist so etwas wie das Nationalgetränk der Dominikanischen Republik. Grundsätzlich ist es eine Mischung aus Kräutern, die in Rotwein eingelegt und am Ende mit Rum aufgegessen werden. Angeblich soll es gegen 33 Krankheiten helfen und die Potenz steigern. Die Kräuterbündel werden überall in der Dominikanischen Republik angeboten, auch in den Touristengegenden, und im Internet finden sich dazu diverse Rezepte. Wer das also daheim nachbrauen möchte, kann das mit so einem Kräuterbündel im Gepäck problemlos machen. Ein nettes Mitbringsel und ein Partygag ist esbestimmt. Mir persönlich hat es allerdings überhaupt nicht geschmeckt.
Gegensätze
Auf dem Rückweg zum Hotel machten wir noch Halt in einem typischen kleinen Dorf. Die Kinder dort kennen das schon, wenn die Touristen kommen. Sie kamen in Scharen an den Bus gelaufen. Unser Reiseleiter Dennis hatte uns mittags im Einkaufszentrum bereits für diesen Besuch vorbereitet. Das heißt wir hatten Süßigkeiten sowie Stifte und Hefte dabei, die an die Kinder verteilt wurden. Unsere Kleine war ebenfalls mit draußen und hat Geschenke verteilt und der Unterschied in diesem Moment hätte für mich nicht krasser sein können. Einerseits diese Kinder, die wirklich arm sind und sich über so etwas einfaches wie Stifte und Naschzeug freuen, und auf der anderen Seite unsere Tochter, die im Gegensatz dazu wirklich alles hat und der die Welt offen steht. Wieder so ein Moment, der einen extrem nachdenklich stimmt. Man kommt sich etwas vor wie die damaligen Kolonialherren, die ab und an mal großmütig ein paar Gaben verteilen, am Ende aber das Land ausbeuten. Wobei dieser Gegensatz an anderer Stelle in der Dominikanischen Republik sogar noch auf die Spitze getrieben wird. Das Ganze trägt den Namen „Casa del Campo“. Ein findiger Investor hat hier vor ein paar Jahrzehnten eines der schönsten Fleckchen an der Küste aufgekauft, einen riesigen Zaun drumherum gebaut und die Grundstücke an die "Schönen und Reichen" verkauft. In den traumhaften Villen residieren (Z-)Promis wie die Geißens bis hin zu Hollywood-Stars wie Shakira, George Clooney oder Vin Diesel. Macht euch keine Hoffnung hier jemals einen davon zu Gesicht zu bekommen. Diese reisen mal für ein paar Tage mit Privatjet an, werden am Flughafen direkt nebenan abgefertigt und fahren in schwarzen Limousinen in das wie einen Hochsicherheitstrakt bewachte Gebiet. Der Nachteil ist jedoch, dass es hier so gut wie keinen Strand gibt. Wer also im Meer planschen möchte, schwingt sich auf seine Yacht und fährt rüber zur Privatinsel „Isla Catalina“. So viel zum Thema die Kolonialherren gibt es nicht mehr … Übrigens, falls ihr doch versuchen wollt einen Blick auf einen Promi zu werfen, Andy bietet durch seine guten Kontakte im Land auch einen Ausflug zur Isla Catalina in Kombination mit Schnorcheln an.
Man muss kein aufmerksamer Beobachter während der Fahrt durchs Land sein, um den vielen Müll zu sehen, der überall verteilt am Straßenrand liegt oder sich auf Haufen türmt. Das Land ist so wunderschön und wird vom Müll regelrecht überschwemmt. Sicher, das liegt auch an der Mentalität der Dominikaner, die ihren Müll einfach wegwerfen wo sie gehen und stehen. Zudem gibt es zwar eine Müllabfuhr, die kommt allerdings nur unregelmäßig und sammelt eigentlich auch nur den Müll ein um ihn dann - natürlich ohne Filter - zu verbrennen. Hier hat das gesamte Lande enorm viel Nachholbedarf im Umgang mit Ressourcen, was jedoch in den Köpfen der Dominikaner und somit bereits in der Schule anfangen müsste. Nun, wir können das nicht ändern. Somit ist unser Ausflug aber auch durchaus eine Lektion in Sachen Wertschätzung gegenüber dem was wir daheim haben und wie gut es uns geht. Vor allem aber waren die Eindrücke insgesamt einfach sehr authentisch. Um den Ausflug abzurunden gab es an diesem Abend im Hotel auch noch Spanferkel. Als ich das Schweinchen sah musste ich allerdings direkt an die frischen Tiere in der Markthalle denken, die wir erst vor ein paar Stunden gesehen hatten - tja, frischer geht nicht. Der Tag endete mit einem grandiosen Sonnenuntergang, ironischerweise in Blickrichtung der Isla Catalina.
Exkurs - Wer hupt, fährt!
Wenn man in ein fremdes Land fährt, mietet man sich durchaus gerne mal ein Auto. Das würde ich in der Dominikanischen Republik allerdings nicht empfehlen, denn hier herrscht auf der Straße „wilder Westen“:
- Die Autobahnen sind mautpflichtig und durchaus ganz gut ausgebaut. Zum Service gehört hierbei sogar eine Art Autobahn-Pannenhilfe, die man kostenfrei rufen kann, wenn man ein Problem hat.
- Es gibt einen TÜV in der Dominikanischen Republik und die Plaketten laufen auch ab. Allerdings kauft man hier einfach jedes Jahr eine neue Plakette für umgerechnet 5 € - ohne Untersuchung.
- Ob rechts oder links, ganz egal. Der Schnellere überholt. Das Tempolimit von 100 km/h auf den Autobahnen wird auch eher als 'Richtwert' gesehen.
- Blitzer gibt es in der Dominikanischen Republik nicht, weil die Fahrzeuge zum Großteil nur hinten Kennzeichen haben. Allerdings wird gelasert. Hierbei sollte man darauf achten, ob ein oder zwei Polizeiautos am Rand stehen. Bei zwei Autos fährt eines davon auch durchaus hinterher. Wenn man den Polizisten jedoch winkt, wird beim nächsten Mal die Strafe einfach doppelt bezahlt.
- Alkoholtests gibt es nicht (mehr) - ansonsten hätte kaum ein Dominikaner noch einen Führerschein.
- Der Standstreifen wird von Mopeds und anderen langsameren Verkehrsteilnehmern befahren - in beide Richtungen!
- In der Dominikanischen Republik ist es auf der Autobahn durchaus nicht unüblich, einfach auf dem Standstreifen ein Stück zurück zu fahren, wenn man die Ausfahrt verpasst hat.
- Strafzettel kosten immer 50 Peso, egal was man gemacht hat. Hält einen die Polizei wegen eines Vergehens an, vergisst der Polizist gegen etwas Bestechungsgeld auch gerne den Strafzettel. Und wenn man noch etwas drauf legt, dann hält er sogar den Verkehr an, damit man sich wieder einfädeln kann.
- Strafzettel werden in der Dominikanischen Republik bei der Führerscheinstelle gesammelt. Die Dominikaner müssen ihren Führerschein alle 4 Jahre verlängern lassen. Das geht jedoch nur, wenn dann alle aufgelaufen Strafzettel beglichen werden. Das kann zum Teil zu bösen Überraschungen führen. Denn wer jemanden auf der Führerscheinstelle kennt oder etwas Geld auf den Tresen legt, dann werden die Strafzettel einfach einem anderen zugeschustert. So kann es sein, dass man zwar selbst nie einen Strafzettel bekommen hat, dann bei der Verlängerung des Führerscheins aber erstmal Strafzettel begleichen muss, um seinen eigenen Führerschein verlängert zu bekommen.
- Rote Ampeln heißen in der Dominikanischen Republik nicht, dass man stehen bleiben muss. Sie sind eher ein Hinweis auf kreuzenden Verkehr. Wie Dennis uns erzählte, hat er mal an einer roten Ampel angehalten und wurde dann von Polizisten hinter ihm angehupt weiter zu fahren.
- Zum Abschluss noch ein Auto-Witz von Dennis: Was macht der Deutsche, wenn er auf einer längeren Fahrt müde wird?! Er hält an und macht ein Nickerchen. Was macht der Dominikaner?! Er hält an einer Disko, tanzt eine Runde, trinkt nen Rum und fährt dann weiter.