Auch wenn ich inzwischen in Niedersachsen heimisch bin, so zieht es mich doch immer wieder zurück nach Bayern. Die Eindrücke vom verlängerten Wochenende am Chiemsee und Berchtesgaden sprechen
aber auch Bände.
Dieses Mal war ich jedoch nicht mehr alleine unterwegs, sondern hatte meine kleine Tochter mit dabei. Statt einer knapp siebenstündigen Autofahrt, eng angeschnallt, nahmen wir also mein Hass-Liebe-Verkehrsmittel: Die Bahn. Und was soll ich sagen, es hat wunderbar funktioniert. Ich hatte vorab Plätze mit Tisch reserviert, sodass wir unterwegs gemütlich im Zug essen und spielen konnten und so war die Fahrt dann auch sehr kurzweilig. In München hatten wir uns bei einer guten (und sehr reisefreudigen) Freundin einquartiert, die uns auch die nächsten Tage begleiten würde.
Tipp:
Die Bahn hat wirklich ganz tolle Kleinkindabteile. Teils sogar mit Klettergerüst, in jedem Fall aber groß und kindgerecht ausgestattet. Leider sind diese Monate im Voraus ausgebucht. Wer lange vorab planen kann, was alleine schon wegen den Sparpreisen Sinn macht, sollte unbedingt versuchen hier Plätze zu bekommen.
Auf zum Chiemsee
Da wir mit der Bahn angereist waren, jedoch für die nächsten Tage beweglich sein wollten, hatte ich einen Mietwagen von Europcar organisiert. Und so machten wir uns in einem schicken Audi-Kombi auf den Weg gen Chiemsee. Das lief wirklich wie am Schnürchen weil die Autobahnen hier unten 1a ausgebaut sind. Schon von der Straße aus wurde das Panorama mit jeder Kurve grandioser, je näher wir den Alpen kamen. Unser Ziel war erst einmal Prien am Chiemsee, wo der Anleger für die Schiffe ist. Hier kauften wir uns Karten für die Überfahrt zum Schloss Herrenchiemsee. Die Eintrittstickets für das Schloss mit festgelegter Uhrzeit hatten wir bereits vorab im Internet gebucht.
Rückkehr zur Residenz auf der Insel
Zum Schloss ging es zur großen Freude meiner pferdeliebenden Tochter stilecht mit einer Pferdekutsche. Man kann den Weg dorthin zwar auch sehr gut laufen wie ich von einem früheren Besuch hier wusste, aber mit kleinen Beinchen muss man es nicht herausfordern. Aufgrund eines überbuchten Zeitfensters bei der Schlossführung hatten wir vorab noch etwas Zeit, in der wir den herrlich angelegten Barockgarten erkundeten und die fröhlich plätschernden Springbrunnen bestaunten. Und Zeit für ein Eis war natürlich auch noch.
Tipp:
Die Tickets für die Schlossführung könnt ihr bereits online bestellen, was ihr besonders in den Sommermonaten wegen der großen Nachfrage machen solltet. Ihr seid dann aber für eine festgelegte Zeit gebucht und müsst dann auch vor Ort sein. Sonst verfällt der Eintritt. Plant also genug Zeit ein vom Anleger in Prien mit Bootsüberfahrt und Weg zum Schloss. Also mindestens eine Stunde.
Ich finde es immer noch merkwürdig dieses riesige Bauwerk und die Räumlichkeiten zu sehen und zu wissen, dass das Schloss nie fertig gestellt wurde. Trotzdem war es nicht weniger beeindruckend als bei meinem ersten Besuch 2009. Eine Führung lohnt definitiv immer! Leider ist es nicht gestattet die Räume zu fotografieren, im Museum im Erdgeschoss hingegen schon. Hier sind diverse Möbelstücke, Geschirr, Gemälde etc. ausgestellt, die einen guten Eindruck geben, wie die Etage darüber ausgestattet ist. Außerdem findet man hier Entwürfe von vielen weiteren Projekten, die Ludwig II umsetzen wollte. Mit welch einem Prunk sich die Herrscher der damaligen Zeit umgeben haben - glücklicher als das (arme) Volk waren sie jedoch trotzdem nicht. Meine Tochter kam aus dem Staunen nicht raus und war im 7ten Prinzessinnen-Himmel.
Stilvoll einquartiert
Wieder zurück am Anleger in Prien fuhren wir am frühen Nachmittag mit dem Auto weiter zu unserem Hotel. Das war nicht weit, etwa 30 Minuten, teils am Chiemsee entlang zum Gut Ising in Chieming. Ich kannte das Hotel bereits von einer Pressereise. Das hatte damals einen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen, sodass ich gerne wiederkommen wollte. Nun, das war meine Gelegenheit!
Das Hotel ist ein großer und etwas verstreuter Komplex. Was daran liegt, dass es sich wie der Name schon sagt um ein (ehemaliges) 'Gut' handelt, was aus einem Haupthaus sowie Nebengebäuden, Ställen etc. besteht. Die einzelnen Häuser sind dann auch in unterschiedlich Stilen eingerichtet - von elegant bis urbayerisch. Wir waren im 'Haus Florian' untergebracht, was laut Homepage farbenfrohe Zimmer im modern-eleganten Landhausstil versprach. Wir wurden nicht enttäuscht und Alpenblick vom Balkon gab es obendrein.
Kulinarische Genüsse
Das Hotel hat mehrere Restaurants zur Auswahl. Da die gehobene Sterneküche bei meiner Tochter nicht ganz so viel Anklang gefunden hätte, hatte ich für den frühen Abend bereits beim 'Il Cavallo' Plätze reserviert. Das versprach nicht nur italienische Küche, sondern auch Blick über den Reitplatz auf den Chiemsee. Dafür muss man allerdings ein kleines Stückchen vom Haupthaus des Hotels Richtung Pferdeställe bis zur Reithalle laufen, an die das Restaurant angegliedert ist. Nun, ein paar Schritte zu gehen kam uns eigentlich ganz gelegen. Und aufgrund des herrlichen Wetters tauschten wir die Plätze im Innenbereich gegen welche auf der Terrasse. So hatten wir tatsächlich einen guten Blick auf den Chiemsee und die Alpen. Währen meine Tochter dann sehr glücklich mit ihrer Salami-Pizza war, bestellte sich meine Freundin Nudeln mit Meeresfrüchten und ich ließ mir Scampi auf gebratenem mediterranen Gemüse mit Knoblauchbrot schmecken.
Tipp:
Ihr müsst hier wirklich die Nudeln probieren! Die sind alle hausgemacht und ihr stellt euch die Nudelgerichte zusammen wie ihr sie haben wollt. Also sowohl die Geschmacksrichtung (mit Meeresfrüchten, Bolognese, Aglio e olio etc.) wie auch die Art der Nudeln: Muschelnudeln, Spaghetti, Tagliatelle und und und...
Abtauchen
Und dann hatten wir noch etwas Besonderes vor. Das Hotel verfügt im Untergeschoss des Haupthauses über einen großen Wellnessbereich mit Sauna, Indoorpool inklusive Gegenstromanlage und dazu Deutschlands größten Outdoorwhirlpool! Also wechselten wir die schicke Abendgarderobe gegen Badesachen, zogen die flauschig weichen Bademäntel vom Hotel über - es gibt sogar eigene für Kinder - und los ging es. Sehr praktisch, dass das "Haus Florian" über einen unterirdischen Verbindungsgang mit dem Haupthaus verbunden ist. Nach dem ersten Erkunden des Innenbereich waren wir geradezu magisch angezogen von dem Farbwechselspiel draußen. Dazu war das Wasser im Outdoor-Whirlpool wirklich herrlich warm und blubberte fröhlich vor sich hin. Entspannung pur und über uns die Sterne! Wir konnten uns gar nicht trennen, entsprechend schrumpelig waren die Händchen dann... Aus dem Abschluss-Cocktail mit meiner Freundin an der Bar wurde dann gar nix mehr, weil ich genauso müde war wie meine Tochter und schlichtweg eingeschlafen bin.
Good morning!
In dem weichen und gemütlichen Bett habe ich dann geschlafen wie ein Stein, meine Tochter ebenso. Es war auch nichts zu hören und total ruhig, ein Hoch auf die höherwertigen Hotels. Ich wurde dann trotzdem recht früh wach und konnte vom Balkon einen tollen Sonnenaufgang beobachten: der dunkle Alpenzug vor rotem Himmel, grandios! Für meine Kleine gab es dann nach dem Aufwachen etwas, was sie von daheim nicht kennt: Fernsehen im Bett. So konnte ich währenddessen schonmal alles zusammen räumen, denn nach dem Frühstück wollten wir weiter.
Frühstück gab es in Buffetform im Haupthaus. Im Sommer bzw. an warmen Tagen auch auf der angeschlossenen Terrasse. Das Hotel hat den Spagat zwischen Angebot, Optik und Corona-Hygiene Konzept wirklich bravourös umgesetzt. Okay, die Plastikhandschuhe sind nicht schön, aber ein eher kleines Übel. Trockenes wie Brezn, Brötchen, Croissants und Müsli konnte man sich mit Zangen selbst nehmen. Frischkäse, Feinkostsalate, Marmeladen etc. waren in Mini-Glasschalen drapiert und Frischware wie Wurst, Lachs oder Käse befand sich hinter einer Glastheke und wurde gereicht. Außerdem wurden frische und herrlich lockere Waffeln gebacken - die großen Anklang bei meiner Tochter fanden. Kaffe und Getränke brachte man an den Platz. Der Service war hervorragend. Und auch für Sonderwünsche (meine Freundin verträgt leider keinerlei Milchprodukte) fand man Alternativen.
Hoch in die Berge
Nach dem Frühstück machten wir noch einen kleinen Rundgang im Hotel, ich zahlte an der Rezeption die Rechnung - kaufte dabei noch eine Flasche vom hauseigenen Gin - und dann ging es Richtung Berge. Unser Ziel: das Salzbergwerk in Berchtesgaden. Eine gute Stunde fuhren wir bis dorthin, erst noch ein Stück Autobahn, dann über die Landstraße durch Bergtäler. Berchtesgaden liegt wirklich malerisch. Der Parkplatz vom Salzbergwerk ist leicht zu finden, groß und die Preise sind angemessen.
Tipp:
Der schnellste Weg bzw. das Navi führt euch über die Autobahn. Das letzte Stück wird dann jedoch vignettenpflichtig. Ihr könnt genausogut die letzte Abfahrt vorher runter fahren. Das geht fast genauso schnell und kostet nix.
Salz-Erlebnis
Um unter Tage zu kommen muss jeder einen Overall anziehen. Da fühlten wir uns gleich wie richtige Bergleute. Die robusten Overalls schützen nicht nur die Kleidung - vor Dreck und dem feinen Salzstaub - sondern wärmen auch etwas, was bei den kalten Temperaturen unten der Erde sehr angenehm war. Hinein in den Berg geht es mit einer Bergbahn. Und das recht flott. Platzangst sollte hier jedoch keiner haben, denn die Tunnel sind zum Teil sehr eng. Der unterirdische 'Bahnhof' ist eine riesengroße Höhle. Auf Bergmann-Rutschen ging es dann noch ein Stück weiter hinunter. Durch spärlich beleuchtete Gänge liefen wir bis zur Salzkapelle - eine Art sakrale Grotte, die bunt illuminiert wurde - und weiter bis zur nächsten Rutsche. Diese mündet an einem unterirdischen See, den wir mit einem Boot überquerten, während eine spektakuläre Lasershow den riesigen Gewölberaum in Szene setze. Wieder 'an Land' konnte jeder mal seinen Finger ins Wasser tauchen und das salzige Nass probieren. Vorbei an hier unten gelagerten Gin-Fässern (für Salzaroma) ging es zu einem Schrägaufzug, der uns wieder nach oben zum 'Bahnhof' brachte. Die letzte flotte Bergbahnfahrt endete dann in gleißend hellem Sonnenlicht. Nachdem wir die Overalls abgelegt hatten ging es natürlich durch den Museumsshop - ja, ich bin auch schwach geworden - wieder hinaus.
Ein Abstecher
Eigentlich war geplant gewesen nach dem Salzbergwerk zurück gen München zu fahren. Ich hatte jedoch an einer Kreuzung in Berchtesgaden den Wegweiser 'Schönau am Königssee - 7,2 km' gesehen. Nun, was sind 7,2 km, wenn man gerade in der Gegend ist?! Es war noch früh am Nachmittag und das Wetter war einfach grandios, also fuhren wir gen Königssee. Die Beschilderung führte uns direkt auf einen großen Parkplatz, von dem man sowohl zur Seilbahn hoch auf den Berg kam wie auch zur Anlegestelle am See. Wir schlenderten die Promenade mit unendlich vielen Souvenirgeschäften, Restaurants und Cafés entlang bis zu den Schiffen. Hier kauften wir Tickets zur Überfahrt bis St. Bartholomä. Die Kirche mit den roten Türmchen hatte ich schon oft auf Postkarten gesehen, nun wollte ich das auch live. Worauf ich nicht gefasst war: den See selbst! Es handelt sich um einen Bergsee, der rundherum von Hängen umgeben ist. Erst wenn die Schiffe abgelegt haben und um die erste Biegung fahren, öffnet sich der Blick darauf.
Durch die spätere Stunde bot sich uns ein einfach grandioses Spiel aus Licht und Schatten. Was ich auch nicht wusste, es gibt hier eine Echowand. Auf etwa halber Strecke zu St. Bartholomä wurde das Schiff langsamer und der Schiffsbegleiter holte eine Trompete heraus. Auf dieser blies er eine Melodie und 'der Berg' antwortete mit ebendieser. Als Scherz am Rande meinte er, sein Bruder säße dort oben und würde erwidern. Wir hatten wirklich Glück, denn das Echo gibt es auch nur bei passenden Wetterverhältnissen. Also bei Regen oder Nebel is nix mit der Antwort von oben. Eine gute halbe Stunde fährt man bis St. Bartholomä. Angekommen am Anleger war ich erstaunt über die vielen Leute. Es war noch ganz schön voll und es stand eine lange Schlange für die Schiffe zur Rückfahrt an. Wir machten uns auf den Weg zur Kirche, die jedoch leider geschlossen war. Also holten wir uns eine Renke im Brötchen, machten es uns zusätzlich mit unserer selbst mitgebrachten Brotzeit auf einer Bank bequem und genossen die Aussicht auf den Königssee.
Doch weil das gesamte Stück um die Kirche herum schon komplett im Schatten lag, wurde es dann auch schnell frisch. Es war ja auch schon Oktober. Zurück am Anleger mussten wir dann noch eine gute Stunde warten bis wir ein Schiff zurück nehmen konnten, weil sich die Schlange der Rückfahrpassagiere nicht wesentlich verkürzt hatte. So verließen wir Schönau am Königssee dann bei schon tiefstehender Sonne. Ich fahre zwar nicht gerne im Dunkeln, weil ich mit Blendung von vorne so meine Probleme hab, aber der Großteil der Strecke zurück gen München war Autobahn. Und da kommt einem ja niemand entgegen. Irgendwann bekam ich ziemlichen Durst, unsere Rucksäcke waren jedoch im Kofferraum. Entsprechend nahm ich einfach die nächstbeste Abfahrt zu einem Parkplatz. Was eine gute Idee war, wie sich heraus stellte, denn dieser lag direkt am Ufer des Chiemsees. So hatten wir noch einen letzten traumhaften Abschiedsblick auf den See.
Tipp:
Ich hatte bei Europcar keine feste Rückgabezeit für den Mietwagen vereinbart, sondern diesen tageweise gemietet. So waren wir flexibel und nicht gezwungen zu einer bestimmten Zeit zurück zu sein. Die Filiale hatte dann zwar schon geschlossen, der Wagen konnte aber einfach dort auf dem Hof abgestellt werden, während der Schlüssel in einem Umschlag mit Angaben zu gefahrenen km, Rückgabe Uhrzeit etc. in den Briefkasten geworfen wurde. Das hat wunderbar geklappt.
Vöglein, Vöglein
Der Sonntag war dann der 3. Oktober, ein Feiertag. Entsprechend hatten die Geschäfte und auch einige Museen geschlossen. Was aber nicht schlimm war, denn der Tag war eh viel zu schön um drinnen zu bleiben. Und ich hatte zudem noch eine Verabredung im Vogelpark. Ja, München hat einen Vogelpark! Zwar nicht direkt in München, sondern etwas außerhalb in Olching. Aber mit der S-Bahn einwandfrei zu erreichen. Man läuft von der Station noch gute 15-20 Minuten Und landet in einer kleinen Oase.
Der Park liegt direkt in den Uferauen des Mühlbachs. Die Gehege der Vögel sind eingebettet in den Bewuchs der Bäume und Pflanzen. Das macht nicht nur einen natürlichen Eindruck, sondern hat auch den Vorteil, dass man hier wunderbar im Schatten laufen kann, wenn die Sonne von oben knallt. Von kleinen Singvögelchen über Eulen bis hin zu majestätischen Adlern sind hier alle möglichen Vogelarten zu sehen. An jeder Voliere sind Schilder, welche Vögel sich darin befinden und Infos wo die Vögel beheimatet sind, wie sie leben etc. Wir trafen dann Sascha Kuchenbaur, den Initiator des Parks könnte man sagen, der wiederum mit meinem inzwischen verstorbenen Onkel befreundet war. Sascha gab uns einen exklusiven Einblick hinter die Kulissen und wir konnten sogar Pelikane streicheln! Ich hätte nicht gedacht wie weich die sind.
Tipp:
Der Vogelpark finanziert sich rein durch Spenden und Patenschaften. Ich habe nach meinem Besuch eine Patenschaft für einen Schreiadler übernommen. Der Preis für eine Patenschaft ist nicht festgelegt. Sascha erzählte es gibt auch viele Kinder, die Patenschaften übernehmen und mit ihrem Taschengeld bezahlen - die Geste und das Interesse zählen. Für Paten ist der Eintritt in den Vogelpark frei.