Bio-Urlaub in alten Mauern

Landgüter gibt es einige im Havelland, doch dieses hat das gewisse Etwas. Es begeisterte Michael Stober und Tanja Getto derart, dass sie es kauften und ein einzigartiges Bio-Hotel daraus machten. Und das moderne Konzept in den alten Mauern kommt an! Fotos: Landgut Stober

Beim Thema "Bio-Urlaub" kommt den meisten sofort der Gedanke nach Schlafen im Heu und selbst gebackenem Brot mit gepflückten Kräutern zum Frühstück. Dass dem nicht zwangsläufig so ist, zeigt das Biohotel Landgut Stober am Groß Behnitzer See unweit von Berlin. "Wir haben inzwischen extra die Homepage geändert und Zimmer abgebildet, damit keine falschen Assoziationen aufkommen und die Gäste eventuell enttäuscht sind", so Michael Stober. Denn wer im Heu schlafen will, ist in dem 4-Sterne-Haus, das nicht nur zum Übernachten einlädt, sondern in dem auch Tagungen und Hochzeiten in stilechtem Ambiente abgehalten werden, definitiv am falschen Platz. "Wir haben das Thema ,Nachhaltigkeit` ganz anders und modern, dabei aber immer konsequent umgesetzt", erläutert der Hotelier.


 

"Die authentische Wiederherstellung des Gesamtareals hatte für uns allerhöchste Priorität."

Michael Stober und Tanja Getto,

Betreiberfamilie "Landgut Stober"


Alte Substanz

Michael Stober und Tanja Getto stellten sich damit einer Herkulesaufgabe, denn es handelt sich um ein riesiges Areal. Insgesamt 30.500 m² Grundstück machen das Landgut aus, wovon wiederum etwa 20.000 m² zum Hotel gehören. Letzteres umfasst mehrere Gebäude wie das Verwalterhaus, den Rinderstall oder die Remise. "Bis auf das Logierhaus, das in seinem barocken Stil eine kleinere Variante des ehemaligen Schlosses darstellt, handelt es sich bei allen Gebäuden um Ziegelbauten im klassischen schinkelschen Stil", klärt der Bauherr auf. Das gesamte Ensemble stand entsprechend unter Denkmalschutz, was eine Sanierung der arg in Mitleidenschaft gezogenen Gebäude nicht einfacher machte. Vom eigentlichen Biohotel, das heute den Hof abschließt, stand zudem überhaupt nichts mehr. "Wir haben die Scheune dann in der alten Kubatur wieder aufgebaut. Nur ein paar Außenmauern waren noch da, in die wir dann das Neue hineingesetzt haben. Ein Kubus im Kubus sozusagen", so der Bauherr. Sein Wissen als Bauunternehmer sowie seine Erfahrung mit ähnlichen nachhaltigen Projekten kamen ihm während der Bauphase besonders zugute.


Bis ins Detail

Nicht nur beim kritischen Denkmalamt, mit dem die Zusammenarbeit gut und konstruktiv gewesen sei, nachdem das Verständnis erst einmal da war, sondern auch in Bezug auf die Ausstattung zeigt sich sein Expertenwissen. "Wir haben bis ins kleinste Detail viel selbst gemacht, zum Beispiel die Fußleisten. Die haben wir angebracht und dann wieder abgebaut, weil sie uns nicht gefallen haben. Dadurch ist die Gestaltung aber auch in sich geschlossen und so gelungen", erinnert er sich. Ein weiteres Detail sind die Holzdielen in den Zimmern, die so krumm sind wie Bäume wachsen. "Hierfür wurden alle Zimmer mit einer speziellen Software ausgemessen und entsprechend den Bäumen im Holzlager zugeordnet. So sparten wir auch eine Menge Verschnitt", freut sich Michael Stober. Zur Umsetzung seines Nachhaltigkeitsgedankens hat er bei allen Unternehmen darauf geachtet, dass diese der eigenen Philosophie entsprechend qualitätsvoll und nachhaltig produzieren. Trotzdem sollte es modern sein, weshalb bei der Einrichtung zum Teil auch auf Designerstücke zurückgegriffen wurde. "Im Foyer stehen diese hohen Vitra-Sofas, die auch den Schall abfangen und geschützte Ecken bilden. Im Frühstücksraum haben wir die ,Ameisen` von Arne Jacobsen. Diese Möbel sind schick, haben Qualität und sind äußerst langlebig", erklären Tanja Getto und Michael Stober, wie sie geschafft haben, die Hotelphilosophie mit einer modernen Linie in Einklang zu bringen.


Starke Partner

Das alles hat natürlich seinen Preis - vor allem, wenn die bequemen Matratzen aus recyclingfähigen Kokosfasern von Coco-Mat gefertigt sind und ein Bett statt 500 € etwa 4.000 € kostet. Kaum zu glauben, dass Michael Stober keine Investoren hatte, sondern das gesamte Vorhaben alleine stemmte. Ohne eine speziell auf nachhaltige Projekte ausgerichtete Bank wie die Triodos-Bank, die das Projekt positiv und sehr partnerschaftlich begleitete, sei das nicht möglich gewesen. "Wir haben hier eine zweistellige Millionensumme auf den märkischen Sand gesetzt", schmunzelt er. Eine Investition, die sich gelohnt hat, denn es ist ein wunderbares Ensemble entstanden, das seine Wurzeln nicht verleugnet und trotzdem modern ausgerichtet ist. Wer Gast im Hotel ist, kommt zudem nicht nur in einen architektonischen, sondern auch landschaftlichen Genuss. "Da wir auf der Ostseite sind, können unsere Besucher von der Terrasse über den See auf den Naturpark sowie am Abend direkt in den Sonnenuntergang schauen."


Erschienen in "casamia" 3/2014 (Anmerkung: Zum Zeitpunkt der Heft-Veröffentlichung hieß das Hotel noch "Landgut A. Borsig", im Blog-Artikel wurde der Name aktuell in "Landgut Stober" umbenannt.)

Mit freundlicher Genehmigung von casamia und Landgut Stober