Promi-Design - macht`s der Name?

Von Accessoires bis hin zum ganzen Haus. Prominente geben immer wieder ihre Namen für Produkte her. Doch tragen diese dann nur ihre Namen oder haben sie beim Design wirklich ihre Finger im Spiel? Hier zwei Beispiele, denen ich konkret auf den Grund gehen konnte: Jette Joop und Barbara Becker.

Im Musterhauspark von Viebrockhaus an der Autobahn bei Bad Fallingbostel steht schon seit einigen Jahren das Musterhaus "limited designed bei Jette Joop". Es ist das einzige Haus im Musterhauspark, das man übrigens nicht (mehr) alleine erkunden kann, sondern nur in Begleitung eines Mitarbeiters. Die Begründung ist nachvollziehbar, denn von der beispielhaften Ausstattung wie Kerzenleuchtern & Co. wurde offenbar zu viel geklaut. Damit scheint das Haus im Umkehrschluss aber seinen Zweck zu erfüllen: Es zieht die Leute an. Nichtsdestotrotz war das gute Stück in Bad Fallingbostel inzwischen ein wenig in die Jahre gekommen und erhielt im Interieur eine Art Generalüberholung. Zur Neueröffnung im Januar 2013 war Jette Joop persönlich anwesend. Zusammen mit der Familie Viebrock führte sie die eingeladenen Pressevertreter durch das neu gestaltete Haus.

 

Ich muss sagen, die gute Dame war während der ausführlichen Hausführung nicht nur sehr nett und machte einen sehr bodenständigen Eindruck, sie hatte auch wirklich Ahnung von dem, was sie da erzählte. Man muss kein Fan der verspielten Blumen-Tapeten im Gäste-WC und im großen Schlafzimmer sein, aber sie konnte das "Warum" der Verwendung und die Wirkung, die mit den verschiedenen Materialien erzeugt werden sollte, wirklich gut erklären. Dabei ratterte sie keineswegs nur einen Text herunter, sonder antwortete auch auf spezielle Detailfragen. Rhetorisch geschult oder nicht, das kann niemand, der einfach nur seinen Namen hergegeben und für den Termin vielleicht mal vorher die Pressemappe gelesen hat. Damit hat sie bei mir eindeutig Pluspunkte gesammelt.

Weitere Bilder zum Haus findet ihr hier: limited designed by Jette Joop


Ein Haus "designed by" Jette Joop

Tja, und wie ist nun eigentlich das Haus? Auf der Homepage von Viebrockhaus wird das gute Stück so beschrieben: "Die prominente Designerin Jette Joop ist eine Expertin für Ästhetik und Gestaltung. In enger Zusammenarbeit mit Viebrockhaus hat sie ihre Idee vom Designhaus verwirklicht. Entstanden ist die außergewöhnliche Hausserie »Viebrockhaus designed by Jette Joop« in zwei Formaten und drei Stilrichtungen: »modern«, »mediterran« und »klassisch«."

 

Und das ist meine Meinung: Entsprechend dem Promi-Charakter besticht das Haus in Bad Fallinbostel von Außen wie im Innern mit repräsentativem Stadtvillenflair und einer offenen, sehr luftigen Aufteilung. Dreh- und Angelpunkt ist eine Treppe ins Obergeschoss, die über ein Oberlicht im Dach von Tageslicht geflutet wird. Trotz dieser "Drumherum"-Anordnung muss ich sagen ist die Grundrissaufteilung keineswegs unpraktisch, sondern ziemlich durchdacht und gut gelungen. Ob man jeweils einen extra Raum für Schuhe und Handtaschen im Bereich von Garderobe und Gäste-WC im Erdgeschoss braucht, sei mal dahin gestellt, aber diese kann man ja auch anderweitig nutzen. In jedem Fall wurde neben viel zusätzlichem Stauraum auch an Hauswirtschaftsraum & Co. gedacht. Im Obergeschoss ist der Eltern- und Kinderbereich jeweils mit einem eigenen Duschbad versehen und getrennt, was ich persönlich sehr gut finde. Und durch den hohen Kniestock und die bodentiefen Gauben entsteht auch auf dieser Etage eine luftige Raumwirkung. Ein paar kleine Extras wie den Glasboden im Essbereich mit Blick zum Weinkeller oder dieWäscheklappe im Bad mit Schacht zum Waschraum im Keller finde ich ebenfalls gelungen. Deren Realisierung hängt natürlich vom individuellen Budget ab. Auf das kleine separate Häuschen mit Sauna und Wintergarten, das im Musterhauspark noch mit einer Brücke an das Hauptgebäude anschließt, kann man jedoch getrost verzichten.

 

Alles in Allem gehören die Häuser der Jette Joop-Serie natürlich nicht unbedingt zum "low budget"-Bereich. Es sind aber Häuser, die Design und praktischen Nutzen miteinander vereinen, wobei durchuas Ideen von Jette Joop eingeflossen sein können und die Serie damit ihren "Namen" verdient hat.


Kleiner Nachtrag:

Kürzlich hatte Penny eine Treueaktion mit Handtüchern "designed by Jette Joop". Obwohl Penny damit eher die Qualität seiner Produkte hervorheben wollte, so hatte es für mich nach der oben aufgeführten Erfahrung eher einen bitteren Beigeschmack. Denn hier wird es wirklich nur der Name gewesen sein. Offenbar sinkt mit dem Marktwert oder der Bezahlung eines Designers auch sein Anspruch ... sehr schade.


Teppichdesign von Barbara Becker?!

Beschwingt von diesem Termin am Freitag sah ich nur ein paar Tage später am Montag einem Termin mit Barbara Becker entgegen. Unter dem Namen "b.b. home passion" bietet Reinkemeier Rietberg mehrere Teppichkollektionen unter dem Namen von Barbara Becker an, wobei auf der Messe laut Pressemitteilung die speziell für den Outdoorbereich entwickelte  "Miami Kollektion" vorgestellt werden sollte. Bilder dazu gab es vorab noch nicht.

 

Von dem entspannten und fast schon privaten Charakter, den das Presse-Treffen mit Jette Joop hatte, konnte auf einer Messe wie der Domotex in Hannover natürlich keine Rede sein, das war mir vorab bereits klar. Am Stand vom Teppichhersteller herrschte dann - ganz im Gegensatz zur ansonsten fast schon geisterhaft leeren Halle - auch schon ein entsprechender Andrang an Pressevertretern. Von der Meute ließ ich mich jedoch nicht einschüchtern, schließlich hatte ich einen festen Termin und so machte ich mich erst einmal auf die Suche nach der Pressedame. Von dieser wurde ich dann vorab gebrieft, dass erst einmal die Kollektion vorgestellt werden würde und ich nach Journalistin xy knapp 10 Minuten Zeit hätte Barbara Becker meine Fragen zu stellen.

 

Von der sogenannten Kollektion war ich maßlos enttäuscht. Zum einen, wer bitte braucht überhaupt Teppiche für draußen? Und dann diese Farben! Grell und bunt hatte das eher was von achtziger-schlaghosen Charme als irgendetwas schönes, das ich mit dem Begriff "Design" verbinden würde. Nun gut, Frau Becker ließ sich eine Teppichrolle in die Hand drücken und posierte damit schön brav dem Blitzlichtgewitter. Ich lernte dabei, dass sie eine "Schokoladenseite" hat und bitte nur von links fotografiert werden möchte. Es folgte der Weg auf das Podest mit der Sofagruppe, wo sie ausgesuchten - ja, ich gehörte eben jenem "elitären" Kreis an - Pressevertretern Fragen beantworten würde. Nun war also meine große Stunde gekommen, was folgte war eine weitere Enttäuschung - zumindest inhaltlich. Ich hatte durch Zufall erst ein paar Wochen vorher eine Homestory darüber gesehen, wie Barbara Becker ihr Haus in Miami eingerichtet hatte und entsprechend ein paar Interviewfragen zum Thema Design, warum sie sich damit beschäftigt, was ihr an dem Aspekt Spaß macht etc. vorbereitet. Nun, die Unterhaltung war wirklich sehr nett, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hatte, im Mittelpunkt hunderter Augenpaare zu sitzen, blieb allerdings auch bei speziellem Nachhaken blass, oberflächlich und wenig aussagekräftig. In Sätze wie "Ich mag den Umgang mit Design" lässt sich nun wirklich viel hinein interpretieren ... Und dann stand auch schon die Pressedame mit dem nächsten Journalist in Warteposition. Vorbei waren meine "5 Minuten Ruhm". Ich bin danach noch etwas durch die Hallen geschlendert und habe bei einem kleinen Teppichhersteller ums Eck ein paar wirklich tolle und günstige Inspirationen für unser Wohnzimmer gefunden.

Mehr zu b.b. home passion: Teppiche, Sauberlaufmatten und Miami Style


Fazit: Dann lieber No-Name!

Es war in jedem Fall spannend und eine ganz neue Erfahrung (Nervosität inkluisve ;) ), mal bekannte Namen zu treffen. Wobei die einen tatsächlich nur ihren Namen hergeben und die anderen wirklich Einfluss auf das Design nehmen und ihre Ideen einfließen lassen. Wer in jedem Fall profitiert sind in puncto Marketing - und bestimmt auch in puncto Preis - die Hersteller. Ich möchte nicht wissen, wer sich eine dieser Scheußlichkeiten von Outdoorteppich auf die Terrasse legt und vor seinen Freunden damit prahlt, dass das gute Stück aus der Barbara Becker-Kollektion stammt. Mir zeigt das wiedermal, ein Name ist nicht alles und man sollte sich davon nicht blenden lassen - guter Geschmack lässt sich nunmal nicht kaufen.