Nächtigen wie eine Prinzessin.

Welches Mädchen träumt nicht zumindest einmal davon, in einem wunderschönen Schloß zu schlafen, von aufmerksamem Personal jeden Wunsch von den Lippen abgelesen zu bekommen und ausgesuchte Leckereien zu genießen?

Im Schloßhotel Steinburg bei Würzburg werden diese Wünsche wahr. Fotos: Schloßhotel Steinburg, Julia Rebecca Anders

Eineinhalb Jahre fuhr ich als Zugpendlerin auf der Strecke Hannover - München mindestens jedes zweite Wochenende durch Würzburg und mein Blick fiel kurz bevor bzw. hinter dem Bahnhof jedesmal sehnsüchtig hinauf zu dem Gebäudeensemble oberhalb des Weinbergs, das mit den großen Lettern "Hotel" lockte. Dank Standortsuche via google-Maps ist es heute zum Glück nicht mehr schwer herauszufinden, um was für ein Haus es sich genau handelt. Im Mai 2015 war es dann so weit, im Rahmen eines kleinen Deutschlandurlaubs buchten wir uns für eine Nacht im "Schloßhotel Steinburg" ein.

Die Anfahrt zur Steinburg ist etwas abenteuerlich, denn die Straßen den Berg hinauf sind eng und kurvig - egal, welchen von den beiden empfohlenen Wegen man ins Navi eingibt. Aber Burgen und Schlößer stehen bekanntlich nicht umsonst auf Bergen und Hügelketten, man hatte sie schließlich zu erobern. Oben angekommen gibt es "Am Reußenweg" einen großen Parpkplatz für Hotelgäste. Durch ein großes Tor und gewundene Gänge gelangt man zur Rezeption, alles hervorragend ausgeschildert. Hier wurden wir superfreundlich empfangen, allerdings hatten wir unser Etappenziel früher erreicht als gedacht, sodass unser Zimmer noch nicht ganz bezugsfertig war (Ankunft gegen 13.30 Uhr, Einchecken ab 15 Uhr). Kein Problem, so gönnten wir uns im Erkerzimmer erstmal einen Kaffee und ein Stückchen Kuchen.


Tipp

Was uns sogleich auffiel, wer auf der Steinburg übernachten möchte, sollte körperlich nicht eingeschränkt sein, da es im Innern wie außen immer wieder Stufen oder Treppchen zu überwinden gilt und die Gänge zum Teil nicht besonders breit sind. Mit Rollstuhl dürfte das schwierig werden.


Da ich schon unendlich gespannt war, wie der Blick nun "umgekehrt", also auf die Bahnschienen hinunter, sein würde, erkundeten wir nach der Stärkung erst einmal den Außenbereich. Das Panorama ist wirklich großartig! Ich hätte stundenlang hier oben stehen und den Blick schweifen lassen können. Züge fuhren aufgrund des damaligen großen Banhstreiks übrigens so gut wie keine. Einen einzigen ICE habe ich während des gesamten Aufenthalts auf der Strecke gesehen, die von hier oben niedlichen Modellbahncharakter hatte. Auf dem Fluss war dagegen einiges mehr los. Auch wird einem hier oben erst klar, wie groß das Gebäudeensemble des Schloßhotel Steinburg überhaupt ist. Was mir dabei besonders gut gefallen hat, wie die Verbindung zwischen dem alten Traumschloß-Gebäudeteil und dem neu gebauten Refugium gelöst wurde. Kein harter Schnitt, sondern ein fließender Übergang mit modernen Elementen, was unter anderem darauf zurück zu führen ist, dass überall dieselben oder ähnliche Materialien und Farben verwendet wurden. Der allgemeinen Architektur wäre viel geholfen, wenn überall ein solches Händchen vorherrschen würde. Aber das ist ein anderes Thema.


Zimmer

Das Schloßhotel Steinburg bietet drei verschiedene Kategorien an: Traumschloß, Landschloß und Refugium. Dabei liegen die Traumschloßzimmer im ältesten, mittleren Gebäudeteil und besitzen verspielten Schloßcharakter, während die Landschloßzimmer im Westflügel ein etwas mediterraneres Feeling vermitteln und die Zimmer im Refugium klar strukturierten Neubaucharakter haben. Als passionierter Fan von alten Gemäuern kam für mich natürlich nur die Traumschloß-Kategorie in Frage. Was soll ich sagen, ich war wirklich hingerissen! Unser Traumschloß-Zimmer "mit Blick" (ganz wichtig, denn nur damit ist einem die Sicht über Würzburg und nicht nach hinten raus gewiss) gehörte zu denen, mit denen auch die Homepage des Hotels für die Doppelzimmer Kategorie I (ab 18 qm) wirbt: Ein Traum in Türkis, abgesetzt mit blauen, weißen und lila Elementen und einer Mischung aus neuen Vintage-Möbeln und Antiquitäten. Als Highlight hatte unser Zimmer zudem einen kleinen Erker mit Bank, von dem aus sich ein fantastischer Blick auf Würzburg bot. Was auf Anhieb erst einmal nach einer komplett kitschigen Zusammenstellung klingt, ist ein durchdachtes und wirklich gelungenes Arrangement aus farblichen Kontrasten und dem Spiel mit alt und neu. Ich gehe mal davon aus, dass allen Zimmern im Hotel dieses gekonnte Händchen bei der Einrichtung zugrunde liegt.


Schwimmen und Sauna

Im Zimmerpreis inklusive war wie überall - wenn vorhanden - die Nutzung von Hallenbad und Sauna/Sanarium mit Aroma- und Lichttherapie. Genau deshalb hatte ich vorab unser Badezeug mit eingepackt. Vor der Treppe hinauf zum Schwimmbad gibt es eine kleine Umkleide und ein paar abschließbare Schränke, sodass man nicht im Bademanteloutfit durch das Hotel laufen muss. Oben angekommen stellten wir fest, dass wir nicht nur komplett alleine, sondern die Sauna auch noch kalt war. Allerdings hing hier bereits ein Hinweis, dass das Personal nach einem Anruf an der Rezeption die Sauna sogleich anschaltet. Generell muss ich sagen, dass ich es gut finde, wenn energiezehrende Geräte etc. auch nur laufen, wenn sie genutzt werden. Von daher war das für uns völlig in Ordnung. Und in den knapp 30 Minuten Wartezeit zum Vorheizen konnten wir dann in Ruhe unsere Bahnen schwimmen. Das Becken ist nicht riesig, aber für ein paar kräftige Züge reicht es locker. Außerdem war das Wasser vorgewärmt und es gibt eine kleine Wellenanlage, die mächtig Spaß machte. Es folgten dann noch ein paar Saunagänge mit entsprechenden Erholungsphasen, bevor wir uns nach knapp zwei Stunden wieder auf den Weg in unser Zimmer machten. Gerade als wir den Saunabereich verließen, trudelten dann doch noch ein paar weitere Gäste ein. Über die Telefone im Hallenbad- und Saunabereich kann man sich übrigens auch jederzeit Getränke oder Snacks in den Saunabereich bestellen.


Abendessen und Weingenuss

Für den Abend hatten wir uns um 18 Uhr einen Tisch im hauseigenen Restaurant, dem Rittersaal, reservieren lassen. Eine Kellnerin führte uns zu unserem elegant eingedeckten Tisch, rückte uns stilecht die Stühle zurecht und reichte uns die Wein- und Speisekarten. Dass man in solch einem Haus keine überbordende Speisekarte mit hunderten Gerichten finden wird, sollte jedem klar sein. Hier ist Qualität statt Quantität das Motto. Zudem legt die Küche der Steinburg großen Wert auf die Verarbeitung regionaler Zutaten und saisonaler Produkte. In diesem Fall waren das Mitte Mai zum Beispiel Spargelgerichte. Und trotzdem war auf den zwei - großen - Seiten bei den Vorspeisen, Suppen, Hauptgerichten und Desserts für jeden Geschmack etwas dabei. Ein Menü wurde ebenfalls angeboten. Auf Anfrage werden die Gerichte natürlich individuell allergikergerecht, vegan, vegetarisch etc. angepasst. Das ist eben der Vorteil, wenn frisch und nicht bereits vorbereitet gekocht wird.

 

Unser Essen begann mit einem Gruß aus der Küche: einer Art Sülze im Glas, dazu wurden verschiedene Brotsorten und Aufstriche gereicht. Ich konnte bei den Vorspeisen zudem einfach nicht bei dem Fenchel-Spargelsalat mit Parmesan widerstehen. Als Hauptgang entschied ich mich für den ummantelten Fisch auf Spinat mit hausgemachten Nudeln und mein Mann für die Entenbrust mit Kürbisgemüse und gefüllten Kartoffeltaschen. Den Abschluss bildete eine vom Maître zusammnegestellte Käsevariation.

Im Gegensatz zur Speisekarte war die Wein- und Spirituosenkarte mit sechzehn Seiten ein regelrechtes "Buch", das besonders die Herzen von Kennern und Liebhabern höher schlagen lässt: Von Weinen aus der Region über Klassiker bis hin zu Champagner und schweren französischen Rotweinraritäten wie Margaux. Zu viel,  "Weinüberflutung"? Kein Problem, wer sich bei diesem reichhaltigen Angebot überfordert fühlt, der kann sich vertrauensvoll vom gut geschulten Personal beraten lassen. Als Weinbegleitung zum Essen sollte es bei uns neben einer Flasche Wasser eine Flasche "Würzburger Stein Riesling Spätlese trocken" werden. Also ein Weißwein der quasi hauseigenene Lage, die im Bocksbeutel abgefüllt in einem Weinkühler neben unserem Tisch drapiert wurde. Der Wein war spritzig, frisch und mineralisch mit leckerer Fruchtnote - also genau so, wie man sich einen Riesling aus Franken vorstellt und damit für unseren Geschmack eine gute Entscheidung.


Tipp:

Das Schloßhotel Steinburg verfügt über einen hauseigenen Weinkeller, das SteinReich, mit Sitzplätzen für bis zu 12 Personen. Hier kann man die guten Tropfen aus Franken und aller Welt nicht nur anschauen, sondern auch bei einer Weinprobe oder einem Weinseminar verkosten.


Der Service im Restaurant war vorbildlich: nett und zuvorkommend ohne aufdringlich zu sein. Allerdings muss ich mich bei Restaurantbesuchen dieser Kategorie erst jedesmal daran gewöhnen, dass quasi jemand auf Abruf bereit steht, Teller abräumt, sich leerende Gläser regelmäßig auffüllt und auf jeden Wink des Gastes achtet. Diese Aufmerksamkeit, die Kompetenz und die außergewöhnliche Qualität der Speisen und Getränke hat natürlich ihren Preis: die Restaurantrechnung an diesem Abend betrug 138 € ohne Trinkgeld.


Ein Abstecher in die Schloßbar

Satt und zufrieden gingen wir nach draußen, um eine Runde Luft zu schnappen und einen Blick auf das beleuchtete Würzburg zu werfen. Auch bei Nacht ist das Panorama einfach umwerfend. Außerdem wollten wir noch einen Abstecher in die Schloßbar machen, dessen Außenzugang wir am Nachmittag bei unserer kleinen Erkundungstour in der Mauer entdeckt hatten.


Tipp

Wer sich auf der Steinburg einbucht sollte sich bewusst sein, dass das Hotel oben auf einem Berg steht und das turbulente Nachtleben der Stadt mit Kneipen & Co. nur mit dem Auto oder Taxi und entsprechender Fahrtzeit erreichbar ist. Die bequemste Variante den Abend ausklingen zu lassen ist also im Schloßhotel. 


In der Schloßbar wird nicht nur die umfassende Wein- und Spirituosenkarte angeboten, sonder auch Cocktails. Zu unseren Getränken - Rum für meinen Mann und ein Glas französischen Rotwein für mich - bekamen wir zudem ein paar Nüsse gereicht. Das Ambiente ist wirklich gemütlich und lädt zum Verweilen ein. Ich habe den gesamten Abend versucht die Geschichte zu entziffern, die mit historischer Schrift an der Längswand angebracht ist, bin aber leider nicht bis zum Ende gekommen. Lange Zeit waren wir an diesem Abend die einzigen Gäste, um die sich der Barkeeper kümmern musste, sodass er Zeit für einen kleinen Plausch mit uns hatte und uns seine ganz persönlichen Empfehlungen aussprach. Alles in Allem wirklich ein netter Abend und gelungener Abschluss des Tages.


Nacht und Frühstück

Ich muss zugeben, ich war am nächsten Morgen nicht ganz so ausgeschlafen wie gedacht. Das lag zum einen an der Struktur des Gebäudes, denn alte Türen schließen nun mal nicht ganz so dicht wie in Neubauten und lassen mehr Geräusche durch. Außerdem sind die Böden zwar dick mit Teppich belegt, die alten Dielen darunter knarren eben doch einmal öfter, wenn jemand darüber läuft, und die Seminargesellschaft ging nunmal später zu Bett als wir. Außerdem waren die Betten zwar durchaus kuschelig und bequem, das Gestell aber eben eine Antiquität - und diese haben wie alte Bauten die Angewohnheit zu Knarren, wenn man sich bewegt. Ich denke in einer zweiten Nacht hätte mich das allerdings schon nicht mehr gestört, ganz einfach, weil man dann nicht mehr auf jedes unbekannte Geräusch horcht, leider hatten wir diese nicht mehr.

Ein starker Kaffee würde das schon richten. Den gab es - und noch viel mehr. Allein für die verschiedenen Heißgetränke stand eine Karte auf den Tischen, die die vielfältige Auswahl offerierte. Das "Schlemmerfrühstück vom Buffet" in der Steinburg macht seinem Namen wirklich alle Ehre! Schade nur, dass es bei uns grau und regnerisch war, sonst hätten wir auf der Terrasse frühstücken und begleitet von dem großartigen Panorama in den Tag starten können. Den Blick hatten wir immerhin durchs Fenster im fürs Frühstück eingedeckten Rittersaal. Wie frisch und reichhaltig die Auswahl beim Frühstück war, möchte ich anhand von einigen Beispielen deutlich machen: Die süßen Aufstriche sind nicht nur durchweg alle selbst gemacht, hier stand sogar eine Honigwabe, aus der der goldene Saft tropfte. Brot, Brötchen und Kuchen waren zum Teil noch warm und es roch hier wie in einer Bäckerei. Und dass der Orangensaft frisch gepresst war, versteht sich von selbst. Als Tüpfelchen auf dem "I" stand zudem ein Kühler mit dem hauseigenen "Würzburger Stein Riesling Sekt" bereit.


Tipp:

Für dieses leckere Frühstück müsst ihr nicht in der Steinburg übernachten. Das Hotel bietet Frühstück, Sonntagsbrunch & Co. auch so an, allerdings sollte man hier unbedingt vorbestellen, denn die Kapazitäten sind begrenzt. Im Sommer, wenn die Terrasse offen ist, habt ihr natürlich bessere Chancen.


Fazit zum Schloßhotel Steinburg

Um es kurz zu machen, die Erwartungen, die ich an eine Übernachtung in der Steinburg hatte, haben sich durchweg alle erfüllt. Die Atmosphäre ist einmalig, das Personal und der Service sind dem Hausanspruch entsprechend freundlich und zuvorkommend und die Qualität der Speisen und Weine ist enorm hoch.   Allerdings war es wie schon angedeutet kein günstiges Vergnügen. So standen am Ende für die Übernachtung mit Frühstück im Doppelzimmer (176 €) und das Abendessen (138 €) insgesamt immerhin 314 € auf der Rechnung plus etwa 50 € in der Schloßbar. Für uns ist das damit zwar nichts, das man alltäglich macht, wenn ich wieder in der Gegend wäre, würde ich der Steinburg jedoch durchaus einen weiteren Besuch abstatten - und sei es nur für Kaffee und Kuchen auf der Terrasse.


Ausflugsmöglichkeiten

Wer kennt sie nicht, die legendäre Würzburger Residenz, die unter anderem übrigens auch Drehort des letzten Musketier-Films war, sodass ein Besuch des Prunkbaus ganz oben auf meiner (Prinzessinen)Sightseeing-Liste für Würzburg stand. Allerdings muss ich sagen, dass ich davon doch ein wenig enttäuscht war. Mir war vorab nicht bekannt und damit bewusst, wie viel von dem Bau im Krieg zerstört wurde. Das Treppenhaus vom berühmten Barock-Architekten Balthasar Neumann ist zwar ebenso wiederhergestellt wie der Kaisersaal und ein paar - insgesamt 40 - Prunkräume, gemessen an der Größe des Gebäudes ist das jedoch recht wenig. Ein Besuch lohnt trotzdem, besonders wenn man auch noch durch den Garten schlendert und einen Abstecher in die Innenstadt macht, die von hier nur einen Katzensprung entfernt ist. Aufgrund des kalten und regnerischen Wetters fiel Letzteres für uns dann raus, viel eher lockte uns ein warmer Kaffee im Schloßhotel.


Tipp

Wer es ganz bequem mag: Parken kann man bei der Residenz direkt vor der Tür "Am Residenzplatz". Für 2 Stunden haben wir 3 € gezahlt. Wer kostengünstiger länger bleiben möchte, findet in der Umgebung weitere Parkmöglichkeiten.



Besser gefallen hat mir dagegen unser kleiner Abstecher nach der Abreise von der Steinburg ins "Nachbartal" zu Schloß Veitshöchheim. Die Schloßanlage war mir damals ebenfalls vom ICE aus aufgefallen - sie liegt genau zwischen zwei Tunnelabschnitten, die der ICE kurz vor/nach Würzburg passiert - denn das weiß-gelbe Gebäude mit dem großen, eindeutig von Menschenhand gestalteten Garten drumherum sticht selbst bei knapp 200 km/h Reisegeschwindigkeit noch ins Auge. Im Gegensatz zum Vortag war das Wetter zudem aufgeklart, sodass wir hier ausgiebig durch den Rokoko-Garten spazieren konnten und die Wasserspiele im großen Bassin angeschaut haben. Im Schloß selbst bekamen wir zwei mangels anderer Besucher sogar eine exklusive Führung, die sehr informativ war. Geparkt haben wir hier übrigens kostenfrei am gegenüberliegenden Bahnhof.